Freitag, 4. November 2022
Nasen der Weltgeschichte Übersicht
Dieses Werk wurde im Herbst 2022 abgeschlossen

Vorbemerkung. Der Plan zu ihm keimte möglicherweise schon 2010 in mir. Ein vergleichsweise üppiges Geldge-schenk hatte mich unvermutet in die Lage versetzt, eine fette Brockhaus Enzyklopädie zu erwerben. Fast neuwertig, kostete mich die 19. Ausgabe von 1986–94 bei einem Antiquar 320 Euro. Allmählich dämmerte mir freilich, der wesentliche Vorteil dieser Ausgabe lag in der »alten« Rechtschreibung, der sie noch gefolgt war. Ansonsten wimmelte sie von Entstellungen.

Oft werden diese Entstellungen bereits durch Verkür-zungen oder Ausklammerungen erzielt. Es bedarf also nicht unbedingt einer Formulierungskunst, die nie um Nebelhaftigkeit und Beschönigung verlegen ist. Günstiger-weise können sich Druckwerke wie der Brockhaus stets mit »Platznöten« herausreden. Hätte dieser zum Beispiel in seinem bis dahin 16 Spaltenzeilen langen Eintrag über den »amerikan. Raketenkonstrukteur dt. Herkunft« Werner Freiherr von Braun eingeräumt, die Yankees hätten den Mann nach Kriegsende als Micky Maus verkleidet, die uns großherzigerweise die abenteuerlichsten Reisen außerhalb des Erd-Orbits und sogar die Landung auf dem Mond ermöglicht habe, hätte ich für meine 24bändige Enzyklopädie bereits 321 Euro auf den Tisch legen müssen. In Wahrheit war Von Braun das Gegenteil eines lieben Onkels, nämlich ein Erz-Militarist, völlig skrupellos.

Allerdings ist die Zurückweisung von Fälschungen gar nicht mein Hauptanliegen. Vielmehr möchte ich Personen oder Gesichtspunkte ihrer Werdegänge ins Licht rücken, die bislang vernachlässigt worden sind. Nebenbei ergibt sich dabei ein Umriß meiner, wohl eher unüblichen Weltsicht. Dazu trägt auch der Anhang bei, der 40 Essays zu Sachthemen bietet. Auf ihn verweist das Lexikon mit A-1 und so weiter. Jeder Essay ist einem bestimmten Lexikon-Artikel zugeordnet. Freilich kann der Anhang auch in einem Zug oder gar nicht gelesen werden. Schließlich fällt kein Verkaufspreis an, den es bestmöglich zu melken gilt.

Neben Personen sind auch etliche Themen der Nasen im Gesamtregister dieses Blogs erfaßt, beispielsweise Anarchismus, Hunde, Vertretung. Flüchtige Nennungen blieben unberücksichtigt. Ohnehin war ich in keiner Hinsicht auf Vollständigkeit erpicht. Im Gegenteil schwebte mir ein genuß- und aufschlußreiches Werk vor, das trotz der alphabetischen Vorgehensweise für Kurzweil, mitunter gar Verblüffung sorgt. Sollten Sie den Bauplan der Nasen als Plagiat empfinden, nennen Sie mir bitte mein Opfer, damit ich es gegebenenfalls entschädigen kann …

An Stelle eines Mottos möchte ich eine erfrischend kurze Rede anführen, die Mihail Bak, Landesschiedsrat der Freien Republik Mollowina (in meiner utopischen Erzählung von 2019 Zeit der Luchse) 1904 hielt. Sie wurde im Wochenblatt Kurier Kusmu abgedruckt, und bald darauf konnten sie viele RepublikanerInnen auswendig.

>>Wer sind die Feinde des Menschen? … Ihr wißt es natürlich. Die Feinde der Menschen sind Hunger, Krankheit, Kälte oder Gluthitze, Unfallgefahr, Einsamkeit, Wahnsinn oder Verbitterung, alle gipfelnd im Tod. Was aber geschieht über weite Strecken auf diesem Planeten? Als seien es der Feinde noch nicht genug, bekämpfen sich die Menschen untereinander. Klasse gegen Klasse, Reich gegen Arm, Weiß gegen Schwarz, Stark gegen Schwach, Jeder gegen Jeden – der Krieg auf allen Ebenen reißt nie ab. Das ist mit ungeheuren Kosten aller Art verbunden, Beschämung und Schuldgefühle eingeschlossen, allerdings auch mit Triumphgefühlen gewisser »Sieger«, die sich an der sozialen Zerfleischung bereichern. Doch in der Mollowina können wir dies alles nicht gebrauchen. Wir wünschen es nicht, es soll draußen bleiben. Wir benötigen unsere bescheidenen Kräfte, um Dreschmaschinen zu bauen, Brunnen zu bohren und Tag für Tag unsere Suppentöpfe zu füllen. Wir benötigen sie ferner, um unsere Kranken zu heilen, unsere Greise zu betreuen, unsere treuen Pferde zu pflegen, unsere Niedergeschlagenen zu trösten, ja selbst um einem Menschen, der sich als häßlich empfindet, vielleicht etwas mehr Glück zu ermöglichen. Wir sind weißgott keine heile Welt, aber eine Welt des Miteinanders, des Mitleids und der Solidarität – also des Heilens.<<


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