Dienstag, 26. September 2023
RUD gegründet! Genau der richtige Club für Sie ..?


Sie werden rasch merken, R. läßt hier nur einen Versuchsballon steigen. Im kommenden Fasching wird er vielleicht darüber lachen. Schreiben Sie ihm, was Sie davon halten. Schlagen Sie gegebenenfalls Mitglieder für den Gründungs-Clubvorstand vor, beispielsweise sich selber. Unter den drei Vorständen sollte möglichst eine Frau sein. Aber bitte nicht Prinzessin Wagenknecht.


Statut

Die RUD ist die Rebellische Unpartei Deutschlands. Sie ist nichts anderes als irgendein durch Privatinitiative eröffneter Club. Parlamentssitze und Ministerposten verschmäht sie genauso wie staatliche Fördergelder oder kommerzielle Erfolge. Mitglied kann jede in Deutschland gemeldete Person werden, sofern diese in der für sie zuständigen Ortsgruppe aufgenommen wird. Gibt es die geeignete Ortsgruppe noch nicht, kann die Person sie gründen, falls sie Statut und Programm und damit die Ziele und Aufgaben der RUD gutheißt. Schon mit dem zweiten Hinzustoßenden ist der Konsens fällig. Das gilt für Entscheidungen in allen wesentlichen Fragen, somit auch zu den nächsten Aufnahme-Gesuchen.

Die Mitglieder müssen sich namentlich und mit Angabe ihrer Ortsgruppe offenbaren. Die Listen stehen im Internet. Auch die internen Diskurse und Beschlüsse lassen sich per Internet oder Druckerzeugnisse von jedem Interessierten verfolgen. Das ist kein Verhängnis, weil RUD-Mitglieder nichts zu verbergen haben und auch nichts Unrechtes oder gar Strafbares tun. Sie nehmen das grundgesetzlich garantierte Recht auf Vereinigung und Meinungsfreiheit wahr, mehr nicht. Das Grundgesetz nehmen sie behelfsmäßig in Kauf, weil sie nun einmal BürgerInnen der BRD sind, noch jedenfalls.

Mitgliedsbeitrag wird nicht erhoben. Wie sich die Ortsgruppen und der Bundesvorstand finanzieren, ist ihre Angelegenheit.

Soweit sie sich an die Öffentlichkeit wenden, lehnen es RUD-Mitglieder ab, Personen über die verfochtenen Sachen zu stellen. Sie machen Politik nicht mit Gesichtern oder Geschichten, sondern mit Argumenten.

Alle Mitglieder der ersten Stunde müssen bis auf weiteres den zunächst nur dreiköpfigen Vorstand der RUD akzeptieren, der sich naturgemäß selbstermächtigt hat. Auf dessen Mist sind auch Statut und Programm gewachsen. Sobald ein paar Ortsgruppen, wie kleine auch immer, beisammen sind, können sie auf Änderung des Vorstandes oder des Statuts oder der jeweils gültigen Programme dringen. Um es jedoch zu betonen: Für sämtliche wesent-lichen RUD-Beschlüsse ist der Konsens erforderlich. Solange es auch nur ein Veto gibt, bleibt es beim Status quo. Es sei denn, die eine oder andere Ortsgruppe zettelt einen Aufstand an, der zu neuen, möglicherweise ganz ungeahnten Clubverhältnissen führt. Ein Ergebnis könnte schlimmstenfalls die Zertrümmerung der RUD sein. Aber vielleicht hätte auch das sein Gutes.

Die einzige Ausnahme von der Konsens-Pflicht bilden Ausschlüsse, falls sie vorkommen sollten. Hier gilt Konsens minus eins.


Grundsatzprogramm

Die RUD schlägt eine durchgreifende Verkleinerung und Demokratisierung Deutschlands vor. Die Verkleinerung ist nicht unbedingt quantitativ zu verstehen. Man könnte auch Vereinfachung sagen. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sollen so übersichtlich und durchschaubar werden, daß »Demokratisierung« kein fadenscheiniges, letztlich hohles Versprechen bleibt. Das bedeudet zum Beispiel, mit ganzen Legionen von Mitarbeitern besetzte Ministerien, Rundfunkanstalten, Ämter, Fabriken, Banken haben im neuen Deutschland keinen Platz. Die Städte müssen zielstrebig ausgedünnt, die Transport- und Reisewege beschnitten werden. Durch beträchtliche Verringerung des Energiebedarfes erübrigen sich nebenbei Monster-Kraftwerke aller Art. Eine solche umfassende Verkleinerung ist eine wahre Herkulesarbeit, für die es, soweit wir wissen, bislang kein historisches Vorbild gibt. Eine Ahnung davon, wie sie vonstatten gehen und aussehen könnte, vermittelt Henner Reitmeiers Erzählung von 2022 Der Sturz des Herkules.* Sie macht auch klar, ohne unverzügliche konsequente Abschaffung des Geldes, der Berufspolitik einschließlich Parteienwirtschaft und aller polizeilichen Kräfte wird das neue Deutschland bereits im Keim ersticken. Es muß ein Bund aus Freien Republiken (Ländern) sein, die unmittelbar von allen Bürgern und deren jederzeit abwählbaren Räten verwaltet werden.

Naheliegenderweise schließt das Konzept der »Verein-fachung« auch den Kampf gegen den entsetzlichen gewohnten Lebensstil des zivilisierten Menschen ein. Er verdirbt sowohl die einzelnen Bürger wie deren Volkswirtschaften seit vielen Jahrzehnten bis ins Mark. All die bekannten Überflüssigkeiten wie etwa 2oo Sorten von durchweg gleich unwirksamen oder schädlichen Sonnenölen, 500 gleich schmutzigen und tödlichen Automarken oder ungefähr 10 aufeinanderfolgende Frisurenmoden in 12 Monaten müssen im Zuge des Umsturzes und Umbaus der Gesellschaft möglichst rasch abgeschafft werden. Damit können sie nicht mehr dazu herhalten, die Lecks in der Charakterfestigkeit der BürgerInnen zu stopfen und ihr verständliches Bedürfnis nach Anerkennung bis zur Unkenntlichkeit zu verwässern. Auch wegen dieser bedrohlichen Absicht der Vereinfacher-Innen vom RUD-Club wird man diesen ohne Zweifel mit viel Dreck bewerfen, sobald er, vielleicht, nicht mehr kurzerhand ignorierbar ist. Man wird den Wahlschafen erzählen, der Club wolle Bürger in Mönche verwandeln und Deutschland in die Ohnmacht stürzen oder doch jedenfalls in die Altsteinzeit zurückführen. Aber wir versichern Ihnen, gegen das, was mit der Drohne für jeden Haushalt und dem fast vollständig KI-gesteuerten bundesdeutschen Verwaltungs- und Propagandaapparat auf uns zukommt, war die Altsteinzeit mit ihren Schauermärchen, Faustkämpfen und Hungersnöten die reinste Idylle.

Allen Mitgliedern, die sich in historischer, politökono-mischer und philosophischer Hinsicht für wenig sattelfest halten, wird empfohlen, sich noch in weitere Texte Reitmeiers zu vertiefen. Sie stehen alle in seinem Blog Ausgewählte Zwerge. Der Blog hat ein ausführliches Personen- und Sachregister. Eine bindende Funktion für Mitglieder oder Sympathisanten der RUD hat er nicht.


Aktionsprogramm

Die Menschen des neuen Deutschlands werden nicht nach dem Tag X (des Umsturzes), vielmehr lange vorher gemacht. Somit leistet die RUD in erster Linie Selbsterzie-hungsarbeit. Auch darin gilt bereits Verweigerung: das Leitwort unseres Aktionsprogramms. So arbeiten Clubmitglieder daran, sich die Neigung zu Machtproben, Rechthabertum, Eigennützigkeit, Verstellung auszu-treiben. Sie verpönen alle Kampfmittel, die offensichtlich ihren Zielen ins Gesicht schlagen. In der berüchtigten Gewaltfrage ist das natürlich heikel. Wir glauben jedoch, wirklich gewaltfreie Gesellschaften sind undenkbar. Es sind Fata Morganen für Schäfchen, die man irreleiten kann.

Die Aufforderung, Rundfunkgebühren zu verweigern, ist vielleicht etwas verfrüht. Man kann sich aber ohne Zweifel weitgehend von den Veranstaltungen der Rundfunk-anstalten abnabeln. Dafür werben wir. Auftritte in Fernseh- oder Radiosendungen lehnen wir ab. Unseren Rundfunkanstalten muß, nach der Glaubwürdigkeit, einfach das Publikum ausgehen, dann verschwinden sie von selbst, beispielsweise nach China oder auf den Mars. Dasselbe Muster gilt selbstverständlich für unsere Leidpresse.

Müssen wir reisen – wir müssen selten – benutzen wir ganz vorwiegend die Eisenbahn. Wir machen unseren Mitbürgern ein sinnvolles Wirken an ihrem Heimatort schmackhaft, das dem zerstörerischen Urlaubs- und Tourismuswahn den Boden entzieht.

Ausländische Streit- oder Geheimdienstkräfte, aber auch unsere eigenen, inländischen, dürfen dagegen gerne ausreisen. Nach dem Umsturz werden sie gefeuert. Ihre Atomwaffen müssen sie mitnehmen. Der neue deutsche Bund wird auch die Mitgliedschaft in allen übernationalen Vereinigungen verweigern, voran UN, Nato, EU. Die UN ist eine überaus kostspielige Quasselbude, die den sogenannten Großmächten seit Jahrzehnten als Feigenblatt für Imperialismus dient. Nato und EU sind riesige Pestbeulen.

Clubmitglieder leben vorbildlich bescheiden. Sie ächten die herrschende Konsumsucht und den nahezu immer sozialunverträglichen Familiensinn. Sie sprechen sich für eine Vielfalt in den Formen des Wohnens und der Zusammenarbeit aus.

Das Privateigentum an allem, was persönliche Habe übersteigt, wird mit dem Umsturz abgeschafft sein. Es wird um Gottes willen nicht Staats-, vielmehr Volkseigen-tum, was in der Regel bedeutet, die im Schnitt 100köpfigen Grundorganisationen (GOs) des jeweiligen Landes verwalten es. Die Clubmitglieder üben sich schon heute in rangfreien Kollektivbetrieben. Professionelles Kunstschaffen, Philosophieren oder Lügen – PR oder Journalismus genannt – ist ihre Sache nicht. Bei allen Parlamentswahlen empfehlen sie Boykott, bei allen Gerichtsprozessen Pfeifen oder Kichern. Um Mitbürger-Innen, die hirnverbrannt an ihren Handys oder ihren Hunden hängen, machen sie einen Bogen.

Wahrscheinlich kann der Löwenanteil der Clubkommuni-kation über Webseiten und Email-Verkehr abgewickelt werden. Sitzungen, Konferenzen und Kreuzverhöre haben viele Nachteile. Sehen Sie einmal bei Reitmeier unter »Mündlichkeit« und »Verbilderung« nach. Allerdings sind in dieser Hinsicht Ratschläge von Fachleuten erwünscht, die die Sicherheit (= Ungefährlichkeit) von Maildienst- und Internet-Anbietern überhaupt beurteilen und viel-leicht erhöhen können. Vermutlich wird der Club eigene Server anstreben, die in vergleichsweise geschütztem Ausland stehen.

Das neue Deutschland wird Religionsgemeinschaften nicht verbieten, jedoch überflüssig machen. Die verbreitete Hochachtung vor irgendwie religiösen, spirituellen, mystischen Menschen und Konzepten bekämpfen wir bereits jetzt. Für uns ist die Grundlage aller Verständigung nicht Gefühlsdusel, sondern Gespräch. Im Gespräch zählen Argumente, nicht Beteuerungen. Zu einer Unpartei gehört immer Unglaube.

Die RUD verabscheut Prahlen und Einschüchtern. Somit darf ihre Überzeugungsarbeit auf keinen Fall den öffentlichen Raum zukleistern. Zum einen ginge sie damit nur der Falle des Mehrheitsprinzipes auf den Leim, nämlich: wer ist der Stärkere?; zum anderen haben die Dinge des öffentlichen Raumes ein heiliges Recht auf Eigenständigkeit und Würde. Ein Baum ist keine Litfaß-säule. Die RUD setzt eher auf Agitprop und Aktionen, die mit Witz oder List, daher Verblüffung arbeiten. Sie setzt nicht auf Ruhm, Einschaltquoten, Umfragewerte. Sie ist im Gegenteil auf einen gewissen Zug ihres öffentlichen Wirkens erpicht, den man partisanenhaft oder wühlmäu-sisch nennen könnte. Sie beeindruckt eher durch Abwesen-heit als durch Kraftmeierei. Sie ist eben die Unpartei der Verweigerung. Gegen die massenhafte Verbreitung des hübschen Logos der RUD ist allerdings nichts zu sagen. Nur dadurch könnte sie früher oder später gleichsam allgegenwärtig sein. Das gibt den Massen Zuversicht.

Das gedruckte Monatsblatt des Clubs wird möglicherweise RUDes Bravo heißen. Es soll eine Verbindlichkeit gewähr-leisten, die allen digitalen und so leicht manipulierbaren Erzeugnisse wesensfremd ist.

Sobald die sozialpolitischen Auseinandersetzungen heftiger werden, stehen uns zahlreiche Streikformen zu Gebote, die sich zumindest teilweise schon bewährt haben, vom Bummelstreik über den Gebärstreik bis hin zum Generalstreik. Neue Formen dürften noch durchaus erfindbar sein. Alle diese Streiks stellen unseres Erachtens die einzige Möglichkeit dar, ein riesiges Blutbad zu vermei-den. Ein bewaffneter Aufstand im heutigen Mitteleuropa wäre Wahnsinn.

Aber der gleiche Wahnsinn ist es, dem die Reformisten aller Schattierungen die Stange halten. Sie sorgen dafür, daß die Tretmühle, die tagtäglich für Unmengen an Geängstigten, Gedemütigten, Zerrütteten, Kranken und Toten sorgt, darunter viele Kinder, nie empfindlich einrostet, geschweige denn verschrottet wird. Sie sind die Klempner, die Hausärzte, die Psychotherapeuten der gespenstischen Normalität.

* https://siebenschlaefer.blogger.de/stories/2848763/


Stimmen

10. Okt. 2023 Bislang war das Echo betrüblich dünn. Publi-zist R., u.a. für die NachDenkSeiten und Ossietzky tätig, bestätigt zwar postwendend den Eingang des Links auf mein Manifest, was ich ja durchaus höflich finde. Dann jedoch läßt er kein Tönchen mehr von sich hören. Dabei hatte sich der Mann gerade in einem Artikel für eine »neue außerparlamentarische Opposition« ausgesprochen. Meine war ihm vielleicht nicht zahm genug.

Ein anderer Publizist R., oft in Manova vertreten, ermutigt mich immerhin. »Der Text liest sich auf jeden Fall gut – und die Idee finde ich auch sympathisch. Je mehr Projekte dieser Art entstehen, desto mehr Sand im Getriebe des aktuellen Systems – von daher wünsche ich Ihnen viel Erfolg und hoffe, Sie finden viele engagierte Mitglieder!«

Medienkritiker und Buchautor B. gesteht, er sei zwar »bekennender Betonkopf (= DKP-Mitglied seit über 40 Jahren) aber nicht humorlos; also habe ich sehr über Ihre ideenreiche RUD-Satzung geschmunzelt. Eine vergnüg-liche Lektüre. Ich könnte mir glatt eine Doppelmitglied-schaft vorstellen.«

Eine Publizistin, die sowohl für Manova wie für Junge Welt schreibt, schwieg eisern. Dabei sind kluge und ausdrucksstarke Autorinnen im schmalen gegenströmigen Lager seltener als Goldklümpchen im Emscher-Lippe-Kanal. Allgemein ist man bei einseitiger Funkstille der Dumme, weil man, solange kein Gespräch zustande-kommt, nicht beurteilen kann, ob bei der betreffenden Person Unpäßlichkeit, Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit, Faulheit, Feigheit, Hochmut oder sonstwas waltet.
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