Freitag, 22. Juni 2012
Anders leben an der Losse
ziegen, 16:34h
Ein Besuch in der Kommune Niederkaufungen
Erstveröffentlichung 2000 in Nr. 30 der Jahresschrift Scheidewege. Umfang 12 Druckseiten.
Vielleicht sollte ich mich in meinem Bericht vor Überstürzung hüten. Ich kann mich nicht entsinnen, daß ich jemanden rennen sah – Kinder und Hühner einmal ausgenommen. Hunde werden nicht gehalten. Erstaunlich genug, denn die Kommune bewohnt einen ehemaligen Gutshof. Er liegt zwischen der Hauptstraße und dem Flüßchen Losse im alten Dorfkern von Niederkaufungen. Der Winkel hat etwas Beschauliches; wenig Grelle, angenehme Frische. Hier und dort stehen hohe Pappeln, Weiden, Kastanien, die gerade knospen oder austreiben. Wie bestellt scheint die Sonne.
Kommunarden und Kommunardinnen schlendern eher. Dabei mögen sie im ölverschmutzten Overall stecken, Besucherkinder durchs Hühnergehege führen oder in der mit viel Edelstahl blitzenden Großküche die Kelle schwingen. Auch ich schlendere über den hinteren Hof auf die Doppeltür des großen Gemeinschaftsraums der Kommune zu, und zwar an der Seite meiner „Kümmerin“ Kirsten, die eine durchaus behende jüngere Frau ist. Frauen und Männer halten sich in der Kommune ungefähr die Waage. Kirsten nahm sich – ohne etwa das Amt einer „Pressesprecherin“ zu bekleiden – meines schriftlichen Gesuchs an, einmal für rund 24 Stunden meine Nase in die Kommune stecken zu dürfen. In der Kommune gibt es keine Ämter. Im wesentlichen ist sie in Wohngruppen und Arbeitsbereiche gegliedert (die sich nicht decken). Kirsten arbeitet in der Kindertagesstätte mit. Nur drei der 18 Plätze werden derzeit (1999) von Kommunekindern eingenommen; die anderen Kinder kommen von „draußen“. Die KiTa ist staatlich anerkannt.
Eine andere Kommunardin harkt auf dem hinteren Hof eine Rabatte mit österlich blühenden Blumen. Kirsten nutzt die Gelegenheit und verabredet sich mit ihr für nachmittags zu einer Stunde gemeinsamen Übens. Die beiden Frauen spielen Fagott und Oboe in einer Kammermusikgruppe. Ich höre freilich auch von Fußball- oder Doppelkopfturnieren. Wir gehen weiter. Die Gärtnerin, statt sich schleunigst wieder zu bücken, nimmt auf der nächsten Bank Platz und dreht sich eine Zigarette.
Die Pflege der Blumen und Bäume der Kommune fällt nicht in einen der organisierten Arbeitsbereiche. Kleinere Pflichten dieser Art werden von einzelnen Kommunarden je nach Gelegenheit und Verantwortungsgefühl übernommen. Zum Teil gibt es Patenschaften. Jedes Auto der Kommune etwa hat einen Paten oder eine Patin, damit es mit Ölwechsel und TÜV klappt. Auch die gemein-schaftliche Bibliothek, die mich mit einer unerwarteten Ordnung überraschte, wird von zwei Patinnen betreut. Der Gemüsebau dagegen ist Sache eines Arbeitsbereichs. Das Land – überwiegend gepachtet – wird biologisch bewirtschaftet. Mit den Erzeugnissen versorgt die Kommune sich selbst, bietet sie aber auch in einem von „außen“ gut genutzten Hofladen und auf einem Wochenmarkt in Kassel an. Im Grunde gilt dies für sämtliche Arbeitsbereiche der Kommune: Sie dienen zugleich der Selbstversorgung und dem Gelderwerb. Neben KiTa und Gemüsebau sind das zur Zeit: Viehhaltung, Komm-Menü e.V. (die Großküche), Tagungs- und Begegnungshaus (rund ums Jahr Seminare oder Bildungsurlaube, dazu Vermietungen), Schreinerei (Fenster, Türen, Möbel nach Maß), Komm-Bau GmbH (Regenwassernutzung, Innenausbau, Wärmedämmung, Bauschlosserei, Fahrradzubehör), Näh- und Lederwerkstatt, Bauplanung (ein Architekt), Komm-Rat (Projektberatung für alternative Gruppen), Verwaltung. In der Verwaltung arbeiten derzeit vier Kommunarden, die sich um das gemeinsame Vermögen, die Buchhaltung und den Behördenkram kümmern. „Besteht nicht da am ehesten die Gefahr der Machtanhäufung?“ fragte ich Kirsten. – „Ja, sicher. Deshalb hatten wir in unserem Grundsatzpapier die 'Rotation' der Verwaltung vorgesehen. Sie hat sich aber bislang als überflüssig erwiesen beziehungsweise zum Teil 'natürlich' eingestellt. Auch in dieser Hinsicht ist es wohl viel wert, wenn sich in unseren Wohngruppen VertreterInnen unterschiedlichster Arbeitsbereiche mischen.“
Wir betreten den langgestreckten Hauptraum der Kommune, der an eine helle, gemütliche Cafeteria erinnert. Etliche Farn- oder Palmenkübel; keine Gardinen. Eine beträchtliche Ecke wird von der „Informationsbörse“ eingenommen. Hier trägt sich ein, wer ein Auto zu benutzen oder die Treppe im Tagungshaus zu putzen gedenkt. Hier hängen unzählige Listen, Mitteilungen, Anfragen, Dokumente, Protokolle und vorbereitende Entwürfe aus. Freilich nach einem ziemlich eingespielten System, wie ich mit Kirstens Hilfe bald erkenne. Diese Ecke dürfte das Gehirn der Kommune darstellen, nicht etwa der Computer in der Kommuneverwaltung. Sie spiegelt eine erstaunliche Beweglichkeit wieder. Immerhin umfaßt die 1986 gegründete Kommune Niederkaufungen – in Deutschland nicht die älteste, aber die größte ihrer Art – inzwischen 55 Erwachsene und 19 Kinder oder Jugendliche, also über 70 Leute, die einer Vielfalt von Wohngruppen, Arbeitsbereichen, Interessenszirkeln angehören und die zudem recht eifrig Kontakte nach „draußen“ pflegen. Sich dabei auf dem Laufenden zu halten und ständig darauf zu achten, daß das Ganze keinen Kollaps erleidet, ist sicherlich eine ungewöhnlich schwierige Aufgabe, solange es kein Befehlszentrum gibt, vielmehr ein eher im Vagen angesiedeltes Herz. Eben das ist die Kommune.
Einmal wöchentlich – Dienstag abends – findet in diesem Saal die Vollversammlung der Kommunarden statt, das Plenum. Die regelmäßige Teilnahme wird erwartet. Ich komme später auf das Plenum zurück. Ansonsten wird hier dreimal täglich gemeinsam gegessen. Jetzt ist es 13 Uhr. Wir bedienen uns an einem Büfett, das für diesen Mittag Röstkartoffeln, Wirsinggemüse, grünen Salat und eine cremige Nachspeise zu bieten hat. „Wenn man zu spät kommt, ist die Nachspeise oft weg“, sagt Kirsten und schnappt sich ein Schälchen. Die Tische stehen nicht in Reih und Glied. Die Kommunarden setzen sich, wie es gerade kommt. Sei zuweilen Fleisch im Angebot, erläutert Kirsten, stamme es von den eigenen Rindern, Schweinen, Hühnern. Auch beim gemeinsamen Essen und Miteinandersprechen ist keine Eile zu entdecken. Niemand schlingt den Wirsing herunter, der mir ausgezeichnet mundet. Niemand ergießt einen Wortschwall auf sein Gegenüber oder blättert die Zeitung hastig durch. Das Klima der Kommunikation erinnert eher an sanften Schneefall als an Aprilhagel.
Anderntags werde ich beim Frühstück neben einem hageren Mann um 30 sitzen, dem hübsche braune Locken auf die Schultern fallen. Ich kenne Volker vom Plenum her. Dort hat er den Kommunarden mitgeteilt, leider müsse wieder einmal Blut fließen; zwei Säue seien derart schwach auf den Beinen, daß sie geschlachtet werden müßten. Volker gehört dem Arbeitsbereich Viehhaltung an. Nun erfahre ich, er sei bereits vor dem Frühstück auf dem kommuneeigenen Hof im Birkengrund gewesen, um die Kühe zu melken. Der ehemalige Aussiedlerhof liegt zwei oder drei Kilometer weiter südlich an einem Bergrücken. Das Wohnhaus hat die Kommune einstweilen vermietet. Wenn Volker täglich morgens und abends mit dem Fahrrad und einem von Milchkannen scheppernden Anhänger den Berg zum Birkengrund hinaufkeucht, dann sicherlich nicht der von mir verklärten Langsamkeit zuliebe. Da oben wartet Arbeit genug auf ihn, für die er durchaus gern mehr Zeit hätte. Nimmt er trotzdem nicht das Auto oder den Traktor, hat es umweltpolitische Gründe. Die Kommune ist links und ökologisch orientiert. Von daher zählt ein schonendes und nachhaltiges Wirtschaften zu ihren Grundsätzen. Die herrschende Praxis folgt bekanntlich der Parole: Schnelligkeit, Leistung, Wachstum um jeden Preis. Das bringt einen enormen Raubbau an unseren natürlichen Ressourcen und die Verelendung ganzer Kontinente mit sich. In diesem Sinne steckt die Kommune zwei Prozent ihrer Einnahmen in internationalistische Projekte.
Die Kommune kommt mit sieben Pkw's und zwei Transportern aus, obwohl rund ein Dutzend Kommunarden außerhalb, also nicht in den kommuneeigenen Betrieben arbeiten oder ausgebildet werden. Im Gemeinschaftsraum sind acht übertragbare Netzkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel im Raum Kassel hinterlegt. Mit Bus oder Straßenbahn erreicht man die Innenstadt in rund 30, den Intercity-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe in rund 45 Minuten. Es liegt auf der Hand, daß die möglichst ergiebige Ausnutzung von gemeinschaftlichen Geräten, Einrichtungen und Erzeugnissen erheblich zu dem verblüffend niedrigen Pro-Kopf-Verbrauch der erwachsenen Kommunarden beiträgt: im Durchschnitt monatlich 1.600 Mark. Er ist lediglich eine fiktive Größe. In ihm sind genauso Rentenbeiträge wie ein Mietanteil von ca. 150 Mark enthalten, den der kommuneeigene Verein kassiert. Kostensparend ist selbstverständlich auch die Großküche der Kommune; deren Kochkünste werden übrigens nicht nur von mir, sondern weithin gelobt. Auch kommen über 70 Leute mit nur zwei Waschmaschinen aus, obwohl der Waschdienst den Wohngruppen selber obliegt. Die Maschinen laufen gleichwohl pausenlos. Das System ist so einfach wie genial: Die Körbe mit schmutziger Wäsche, nach Wohngruppe und Waschprogramm gekennzeichnet und mit Pulverbecher versehen, stehen im Keller auf einem langen Bord an. Und wer gerade vorbeikommt, läßt sie vorrücken. Dieses System funktioniert. Und die Waschmaschinen werden ausschließlich mit Regenwasser gespeist, das bekanntlich nichts kostet – jedenfalls noch.
Gewiß stellen Kommunardinnen und Kommunarden, was den sogenannten Lebensstandard angeht, weitaus geringere Ansprüche als etwa eine Redakteurin der Frankfurter Rundschau, die einen nagelneuen VW-Golf-GTI fährt und allein an Miete für ihre 3-Zimmer-Wohnung 1.600 Mark zahlt. Die Kommunarden kommen in ihrer Wohngruppe in der Regel mit einem Zimmer zwischen 10 und 30 Quadratmetern aus. Ein Fernsehgerät steht vielleicht im Gemeinschaftsraum der Wohngruppe (die im Durchschnitt fünf Personen umfaßt). Der Gutshof wird nicht von einer Satellitenschüssel gekrönt. Zu den gemeinschaftlichen Einrichtungen zählen – neben der Bibliothek – ein gesonderter Raum für einen Computer mit Internet-Anschluß, ein Sport- oder Spielsaal, Möbelboden, Kleiderkammer, Hauswerkstatt ... Nur Rolf, der vor einiger Zeit einen Schlaganfall erlitt und außerhalb des Gehöftes im Rollstuhl fahren muß, besitzt ein Mobiltelefon. Es macht den Kommunarden gewöhnlich wenig aus, wenn ihr Ledersessel abgewetzte Arme hat. Das Geschirr für die gemeinsamen Mahlzeiten ist bunt durcheinander gewürfelt. Der Zweck von Möbelboden und Kleiderkammer besteht nicht darin, den Kommunarden einen Stuhl oder eine Hose zuzuweisen; sie können hier nachsehen – bevor sie zu Karstadt fahren – ob ihnen etwas paßt und auch gefällt.
Hier drängt sich eine andere Beobachtung auf. Die Menschen in der Kommune, ob Frauen oder Männer, führen sich erstaunlich uneitel auf. Ich habe eigentlich nie den Eindruck gehabt, jemand suche zu gefallen: durch die Art, wie er im Türrahmen lehnt; durch seinen glänzenden Redebeitrag; überhaupt durch irgendeine Leistung. „Draußen“ ist bekanntlich das Gegenteil der Fall. Jeder kämpft gegen jeden, aber jeder buhlt auch um jedes Gunst. Draußen herrscht das Konkurrenzprinzip. Erst allmählich dämmert uns, wie teuer uns dieses Prinzip sowohl in finanzieller wie in seelischer Hinsicht zu stehen kommt. Allerdings könnte ich auch nicht sagen, die Kommunarden gebärdeten sich wie graue Mäuse oder lahme Enten. Sie haben etwas durchaus Selbstbewußtes und Zupackendes. Man gewinnt den Eindruck, sie seien ungewöhnlich gefestigt. Vielleicht ruhen sie in sich selber, weil sie in der Kommune ruhen? Oder umgekehrt? Jedenfalls vermute ich, die Kommune eigne sich nur für starke Menschen. Wie sich versteht, denke ich dabei weder an PreisboxerInnen noch an ÜberredungskünstlerInnen. Die finden ihren Platz besser in einer rotgrünen Regierung. Aber schüchterne, anlehnungsbedürftige, an Unschlüssigkeit leidende Menschen dürften dem Kommuneleben kaum gewachsen sein. Hier müssen fortwährend Bedürfnisse angemeldet, zuweilen auch gerechtfertigt werden. Hier sind ständig Entscheidungen zu fällen. Nebenbei gibt es bei dieser Größenordnung – über 50 Erwachsene – fast notwendig Abneigungen. Auf der jährlichen Klausurtagung stellte die Kommune einmal etliche Fragen aus, die die Kommunarden mit Punkten versehen sollten, falls die betreffende Frage auf sie zuträfe. Eine Frage lautete: Gibt es in der Kommune Menschen, mit denen du ungern beim Essen an einem Tisch sitzt? Diese Frage bekam unerwartet viele Punkte; sie wurde von 35 Kommunarden bejaht.
Wen das nicht abschreckt – wie wird ein Mensch Kommunarde oder Kommunardin? Er muß erkennen lassen, daß er zu den Grundsätzen der Kommune steht, die schriftlich festgelegt sind. Er hat ein längeres Stadium des gegenseitigen Kennenlernens und Ausprobierens zu durchlaufen. Sagt das Plenum schließlich Ja, hat er sein gesamtes Vermögen einzubringen – ob es sich auf zwei oder zwei Millionen Mark beläuft; unter Umständen wird auch eine Verschuldung akzeptiert. Das eingebrachte Vermögen ist ab sofort Gemeinbesitz. Umgekehrt verfügen auch die neuen Kommunarden über alles, was sie bereits vorfinden, und das ist nicht wenig. Allein die Immobilien der Kommune (Grundstücke und Gebäude) gehen in die Millionen. Weiter regelt ein „Ausstiegsvertrag“, der wohlweislich schon beim Einstieg mit jedem Neuling abgeschlossen wird, was er notfalls wieder mitnehmen darf, ob an Sachen oder in Geld. Das orientiert sich keineswegs an der Höhe des eingebrachten Vermögens; es geht nur darum, jedem Menschen, der sich in der Kommune nicht mehr wohlfühlt, einen Neuanfang zu ermöglichen. Solche Ausstiege kommen ein- bis zweimal jährlich vor. Als Zwischenform gibt es die Möglichkeit, eine „Auszeit“, eine Art unbezahlten Urlaubes von sechs oder zwölf Monaten zu nehmen, um vielleicht Abstand zu gewinnen oder eine Alternative auszuprobieren. Die Gründe? Oft ist es die Liebe. X. hat wieder Lust auf Kleinfamilie. Z. möchte in eine achtköpfige Landkommune wechseln, wo alles übersichtlicher und intimer ist. Selten fällt einer ins bürgerliche Leben zurück, um auch einmal Karriere zu machen. Sehr selten geht einer im Groll.
Ich komme aufs liebe Geld zurück. In der Kommune Niederkaufungen werden personenbezogene Einkünfte keineswegs der betreffenden Person zugerechnet. Sie werden auch nicht miteinander verglichen. Vielmehr lautet der Grundsatz: Die Kommune wirtschaftet in einen und aus einem Topf. Außer der persönlichen Habe – etwa Hemd oder Armbanduhr, Gitarre oder Lieblingsbuch – ist alles Gemeineigentum. Auch wer persönlich ein Honorar angewiesen bekommt oder ein Geschenk erhält, hat dies in den „Topf“ zu werfen. Wie aber werden die Entnahmen geregelt? Rechnungen „an alle“ erledigt natürlich die Verwaltung. Ansonsten steht in deren Büro eine Tageskasse. Ihr können die Kommunarden entnehmen, was sie wollen, sofern der Betrag nicht 200 Mark übersteigt. Die Entnahmen sind lediglich einzutragen – etwa: 7. April, 80 Mark, Gustav, für Taschengeld / Kleidung / Eisenbahn oder dergleichen – damit die Verwaltung zum Monatsende überprüfen kann, ob die Kasse „stimmt“. Bislang hielten sich die Fehlbeträge in Grenzen. Und wofür geben die Kommunarden ihr selbstbestimmtes „Handgeld“ im einzelnen aus? Vielleicht arbeiten sie „draußen“, etwa als Psychologe in einer Kasseler Klinik, wodurch zusätzliche Kosten für Bekleidung oder Verpflegung entstehen. Vielleicht haben sie Lust auf Schokolade oder eine neue Tabakspfeife. Die „echten“ Drogen sind weniger gern gesehen. Der Getränkekeller im Gutshof hält Wein und Bier bereit. Das wird recht unterschiedlich, aber sehr selten exzessiv ausgenutzt. Kirsten fallen aus der Kommunegeschichte lediglich zwei Drogensüchtige ein. Jemand verfiel dem Alkohol; ein anderer war erklärtermaßen heroinsüchtig. Für beide wurde schließlich eine Lösung außerhalb der Kommune gefunden.
Was die gemeinsame Ökonomie angeht, muß ein weiterer Grundsatz betont werden: wie jeder nach seinen Fähigkeiten geben soll, soll er auch nach seinen Bedürfnissen empfangen. Die Kommunarden haben sich also nicht etwa die Gleichmacherei auf die Fahnen geschrieben, die so gern als sozialistisches Gespenst durch unsere Köpfe spukt. Sie sind nicht gleich, vielmehr „einzigartig“, wie Mitgründer Dieter Bensmann schreibt.* Entsprechend können ihre finanziellen Ansprüche durchaus verschieden sein. Jede größere persönliche Ausgabe – eben über 200 Mark – haben sie allerdings in einer bestimmten Liste der „Informationsbörse“ anzukündigen und kurz zu erläutern. Soweit niemand Einspruch erhebt – notfalls vorm Plenum – gilt die Ausgabe als genehmigt. Dieser Liste entnehme ich etwa, die Kommunardin A. halte eine Generalüberholung ihrer Oboe für unabdingbar. „Das dürfte ungefähr 800 Mark kosten.“ B. dagegen möchte einen Radwanderurlaub auf Rügen machen, wofür er rund 600 Mark veranschlagt. C. möchte, seiner mitgenommenen Wirbelsäule zuliebe, eine Federkernmatratze erstehen. D. braucht Goldplomben. Und so weiter. Diese zumeist nur grob geschätzten Beträge müssen später in derselben Liste genau angeführt werden, damit eine Verbuchung möglich ist. Kirsten versichert mir, diese Regelung – die die Kommunarden nicht zu Bittstellern herabwürdigen, aber auch von unbedenklichen Zugriffen abhalten möchte – habe sich bewährt. Überhaupt seien die Finanzen der Kommune gesund. Dabei macht Kirsten keinen Hehl aus der Bereitschaft der Kommune, auch von öffentlichen Geldern zu zehren, solange sie dadurch nicht erpreßbar oder gar „gekauft“ wird. Zum Beispiel hat die Kommune einige ABM-Stellen eingerichtet, die bekanntlich vom Arbeitsamt gefördert werden. Hier drohen allerdings Kürzungen.
„Ist die Verwaltung gegen die Versuchung gefeit, sich als Zensurbehörde aufzuspielen, was die Entnahmen der Kommunarden angeht?“ will ich von Uli wissen, der bereits seit etlichen Jahren im Büro der Kommune tätig ist. Ich schätze ihn auf Mitte 40.
„Ich denke schon“, erwidert Uli mit listigen Augen, während er seinen üppigen braunen Backenbart streicht. „Im Grundsatzpapier der Kommune wird unmißverständlich zweierlei festgestellt: 1. Wir huldigen nicht der Askese. 2. Wir wollen nicht, daß das Projekt darüber befindet, was 'echte' und was 'kompensatorische' Bedürfnisse seien, welche erlaubt sind und welche nicht. Daran halten wir uns. Freilich bindet uns auch die schlichte Tatsache, die Kommune kann nicht mehr ausgeben als sie einnimmt. Von daher muß immer wieder vermittelt werden.“
Uli lacht auf und erzählt mir die Geschichte von den „Blauen Briefen“. Es hatte sich ein gewisser Unmut über die materiellen Ansprüche gewisser Kommunarden angestaut. Schließlich entschied das Plenum, die Verwaltung möge – aufs letzte Halbjahr bezogen – den durchschnittlichen Monatsverbrauch der einzelnen Kommunarden errechnen und ihnen diese Bilanz in geschlossenem Briefumschlag präsentieren. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der ganzen Kommune – monatlich rund 1.600 Mark – war ja bekannt. Nun konnte jeder sehen, wie sehr er vielleicht darüber oder auch darunter lag. Uli schließt: „Die Kommune hat lange darüber diskutiert, ob wir die 'Blauen Briefe' veröffentlichen, also aushängen sollten. Sie verzichtete am Ende darauf. Ich denke, die Aktion hatte auch ohnedem eine gewisse läuternde Wirkung.“
Zwischen Abendbrot und Plenum sitze ich auf ein Plauderstündchen mit dem inzwischen 52jährigem Kommune-Mitgründer Jürgen zusammen. Der weißhaarige Hüne spricht bedächtig und leise. Als erfahrener Bauingenieur ist er sicherlich auch eine tragende, vielleicht sogar richtungsweisende Säule der Komm-Bau GmbH. Aber er ist nicht ihr Chef. In den „Betrieben“ der Kommune wird die Arbeit gemeinsam und rücksichtsvoll organisiert. Niemand erteilt Befehle. Alle sollen im Bild sein und sowohl ihre Stärken wie ihre Schwächen einbringen können. Das erfordert zunächst häufige Arbeitsbesprechungen, die jeder Manager haarsträubend ineffektiv nennen würde. Es bedeutet weiter, daß sich die Belegschaft Zeit für das Voneinanderlernen nimmt. Auch auf persönliche Tiefs wird Rücksicht genommen. Doch wo sich unsereins auf einen Krankenschein verwiesen sieht, hilft dem Schlosser F. vielleicht gerade eine gemeinsame Anstrengung der Komm-Bau-Kollegen über sein Tief hinweg.
Gewiß möchte auch die Komm-Bau Erträge in nackter Geldform erzielen – und es gelingt ihr im Rahmen der Kommune nicht unerheblich. Aber eben nicht auf Teufel komm raus. Hier muß man sich noch einmal die alternative Auffassung von Arbeit klarmachen. „Ist das eigentlich auch Arbeit“, frage ich Jürgen, „wenn du hier gemütlich am Tisch sitzt, um einem Außenstehenden etwas über die Kommune zu erzählen?“ Jürgen lächelt und wiegt eine Weile sein Haupt. „Selbstverständlich“, erwidert er schließlich, wobei er mit seiner Hand durch den Saal deutet: „Das ist genauso wichtig wie das Schlossern, Kochen, Kinderhüten, Musizieren – oder etwa das Stühle-im-Kreis-aufstellen für das heutige Plenum ...“
Die alternative Auffassung von Arbeit zielt nicht auf größtmögliche Effizienz in einer bestimmten, hochspezialisierten Sparte. Sie hat vielmehr das Wohlbefinden des Ganzen im Auge. Dabei hält sie sowohl den einzelnen Menschen wie die Kommune wie die Gesamtgesellschaft für ein Ganzes. Der Konkurrenzkampf in der „Freien Marktwirtschaft“ hat eher eine zertrümmernde Wirkung. Unzählige Interessen schließen und stechen einander aus. Es gibt besonders wertvolle, minderwertige und gar keine Berufe: Hausfrau zum Beispiel. Man trennt zwischen Arbeit und Freizeit, Erwerbsleben und Altersruhestand. „Man schuftet sich krank, damit man etwas für kranke Tage zurücklegen kann“, höhnte bereits Thoreau.
Ich wende mich wieder an Jürgen. „Vermute ich richtig, daß es bei dieser alternativen Auffassung auch keine Pflichtarbeitszeit von soundsovielen Wochenstunden in eueren Arbeitsbereichen oder für jede Kommunardin überhaupt gibt?“ – „So ist es. Das würde bereits am Ineinanderfließen von Arbeitszeit und Freizeit scheitern. Aber vor allem verstieße es gegen das Verantwortungs-bewußtsein der Kommunarden, das wir in hohem Maße fordern und auch fördern. Sie sollen sich selber überlegen, ob sie vielleicht zu wenig oder zu viel gearbeitet haben; das Entsprechende gilt ja auch für ihre Kassenentnahmen.“
Denken die Kommunarden über ihre Arbeitsleistung nach, werden sie natürlich die Relationen beachten. „Sollte zum Beispiel Kirsten, deine 'Kümmerin', in ihrem Arbeitsbereich weniger Kraft investieren als ich in den meinen“, sagt Jürgen, „dann völlig zu Recht, denn sie hat sich auch um ihren Sohn Rasmus zu kümmern. Ein anderer arbeitet in dieser Woche vielleicht weniger als ich, weil seine Wohngruppe gerade ihren Gemeinschaftsraum renoviert. Dafür arbeitet er vielleicht in der kommenden Woche länger. Dies alles hängt natürlich auch von der Auftragslage und der Absprache im jeweiligen Arbeitsbereich ab. Übrigens ist die Kommune auch deshalb ziemlich stabil, weil sie flexibel ist. Die Arbeitsbereiche können sich gegenseitig aushelfen, ob mit Geräten oder Leuten.“
„Und wenn dein hohes Verantwortungsbewußtsein einmal versagt ..?“ hake ich nach. „Ist es zum Beispiel denkbar, daß Thomas, dem ich vorhin beim Schweißen zugesehen habe, zu dir sagt: Jürgen, ich habe den Eindruck, in letzter Zeit machst du es dir bei deinem Papierkram etwas zu bequem, du solltest mal wieder reinhauen ..!?“
Jürgen grinst. „Selbstverständlich. Es ist nicht nur denkbar, es wird verlangt und wird auch gemacht. Wir müssen einander kontrollieren und Rechenschaft geben. Es gibt ja weder Chef noch Stechuhr bei uns. Andererseits sind wir keine Heiligen, sondern Kinder des Kapitalismus, der uns zu hemmungslosem Eigennutz und schamlosen Betrügereien angehalten hat.“
„Besteht nicht die Gefahr, das hohe Maß an 'sozialer Kontrolle' in einer derart dicht verwobenen Gemeinschaft wirke sich als Knute aus?“
„Völlig richtig. Ich selber habe mich hin und wieder auch schon zu sehr beobachtet oder gegängelt gefühlt. Oder nimm U. Neulich hatte sie mit ihrem Freund das klassische Eifersuchtsdrama. Ich glaube fast, schmerzlicher noch als die Sache selbst war dabei für sie der Umstand, daß das Drama vor aller Augen gegeben wurde. Jeder wußte Bescheid, jeder dachte sich seinen Teil. Aber dieser Widerspruch zwischen Persönlichkeit und Kollektiv oder Intimität und Öffentlichkeit muß ausgehalten werden. Er muß je nach Lage ausgewogen werden. Im Grunde haben wir es überhaupt nur mit Widersprüchen zu tun. Wäre das Gegenteil der Fall, wären wir tot.“
Vorschriften, die Form von Liebesbeziehungen betreffend, sind im Grundsatzpapier der Kommune nicht zu entdecken. De facto überwiegen die üblichen Pärchen, wobei der eine Partner oft von „draußen“ stammt. Weiter gibt es eine Wohngruppe, die nur von Lesben gebildet wird, und einige Versuche der Mehrfachbeziehung. Offenbar wird die „Befreiung der Sexualität“ nicht mehr ganz so hochgehalten wie noch um 1968. Aber an der Gegnerschaft zur Kleinfamilie hält man ausdrücklich fest. Für die freudianisch beeinflußte Linke sind Kapitalismus und Kleinfamilie zwei Seiten derselben Mark. Die Kleinfamilie hätschelt Unterwürfigkeit, Anerkennungs-sucht, Machtstreben. Deshalb lebt die Kommune in mehr oder weniger großen Gruppen. Diese Wohngruppen umfassen im Durchschnitt vier bis fünf Erwachsene und ein bis zwei Kinder, die somit ihre Bezugspersonen wählen können. Die Wohngruppe kann gewechselt werden. Übrigens ist die durchschnittliche Wohngruppengröße abgesunken; dafür nahm die Zimmergröße zu. Manche Kommunarden halten diese Tendenz für bedenklich. Laut Grundsatzpapier strebt die Kommune 100 erwachsene Mitglieder an, die natürlich alle untergebracht sein wollen. Es ist allerdings umstritten, ob an dieser „magischen“ Zahl festgehalten werden sollte. Im übrigen schreibt das Grundsatzpapier ein Verhältnis zwischen erwachsenen und nichterwachsenen Mitgliedern von immer mindestens 3:1 vor. Danach hat ein Vater mit zwei Kindern derzeit schlechte Karten, wenn er „Probezeit“ beantragen will.
Das Plenum beginnt. An dem Tisch vor dem Hufeisen aus Stühlen sitzen die beiden Frauen, die an diesem Tag – es geht nach Alphabet – für Vorbereitung, Diskussionsleitung und Protokoll zuständig sind. Auch ein paar Jugendliche entdecke ich in unserem Kreis. Ein Korb mit leuchtenden Äpfeln schliddert über das ungewöhnlich gediegen wirkende Parkett in unsere Mitte – es stammt aus der Kasseler Stadthalle, wo es bis zu seinem Rausriß schätzungsweise Millionen Leute mit ziemlich viel Geld an den Füßen sah. Auf dem Büfett stehen Kästen mit Mineralwasser, Saft, Wein, Bier. In allen Gemeinschafts-räumen der Kommune herrscht Rauchverbot. Dafür ist das fast legendäre Stricken noch in Mode, wie mir drei Kommunarden beweisen. Das Plenum begrüßt seine heutigen Gäste – neben mir die Eltern einer Kommunardin – und geht seine Tagesordnung durch.
Als Reporter der Boulevardpresse würde ich seufzen: Was für ein Pech! Nichts Spektakuläres passiert. Wenn Blut fließt, dann nur in Volkers Androhung, man werde die beiden gebrechlichen Säue in der Halle der Komm-Bau schlachten und benötige dafür noch einige Leute; „schon allein fürs Putzen ...“ Es melden sich ein paar HelferInnen. Termin und Umfang einer internen Dacherneuerung werden festgelegt; immerhin müssen dazu einige Kommunarden vorübergehend umziehen. G. erläutert eine Falle in den Bestimmungen der Kasseler Verkehrs-gesellschaft, die sie – also die Kommune – trotz Netzkarte Strafgeld gekostet hat. Und dergleichen.
Gewiß hat es auch schon heiklere oder gar hitzige Vollversammlungen gegeben. Ich will die Flaute nutzen, um das Konsensprinzip zu erläutern. Es richtet sich letztlich gegen das (angeblich) demokratische Prinzip der Mehrheitsentscheidung, denn Diktatur will man ja hier wie dort nicht. Das Mehrheitsprinzip, heißt es dazu im Grundsatzpapier der Kommune, „fordert die Konzentration auf die eigene Meinung, die es durchzusetzen gilt“. Damit fördert es zwangsläufig den Kampf – das kapitalistische Konkurrenzprinzip. Die Schwächeren kommen unter die Räder. Schlitzohrigkeit und Heuchelei sind gefragt. Diese Aspekte und Auswirkungen des Mehrheitsprinzips lehnt die Kommune ab. „Wir wollen, daß Entscheidungen möglich sind, die jede Meinung berücksichtigen und somit von allen getragen werden: Entscheidungen nach dem Konsensprinzip. Es sollen Kompromißlösungen gefunden werden, aber nicht in dem Sinne, daß Positionen verwässert werden und hinterher keiner eine Lösung richtig trägt, sondern indem eine integrierende Synthese der Positionen gesucht wird. Das verlangt viel vom einzelnen. Man muß sich neben seinen eigenen Standpunkt stellen können, dem anderen zuhören können und wirklich bereit sein, ihn zu verstehen.“
Da ich oben von „starken“ Kommunarden gesprochen habe, möchte ich ergänzen: Das Selbstwertgefühl der Kommunarden darf nicht mit dem eigenen Standpunkt stehen oder fallen. Ohnehin kommt dieser häufig doch recht zufällig und fragwürdig zustande, wie der ehrliche und nachdenkliche Mensch zugeben wird. Wenn es hier etwas zu bekämpfen gibt, dann jene unselige, verheerend wirkende Angst, „das Gesicht zu verlieren“. Grundlage dieses Kampfes ist das Wirgefühl. Von daher stellt sich auch das blockierende Veto-Recht, das grundsätzlich jede Kommunardin und jeder Kommunarde in jeder Frage hat, nicht als Keule, sondern nur als Notbremse dar. Faktisch wird es selten in Anspruch genommen. In der Regel siegt das Bemühen um den Konsens.
Die eigentliche Vollversammlung dauert keine Dreiviertelstunde. Die Kommune ist stets darauf bedacht, das Plenum so weit wie möglich zu entlasten. Nur wirklich wesentliche, alle betreffende Fragen sollen hier behandelt werden. Der große Rest wird in den Arbeitsbereichen, Wohngruppen, Interessenzirkeln oder in vorübergehenden Projektgruppen erledigt. Dazu gehören auch die „Kleingruppen“, in die man nach der Vollversammlung auseinandergeht. Sie finden zu mehr oder weniger brennenden Themen statt, die seit längerem in der Schwebe sind (noch kein Konsens) oder die sich im Lauf der Woche ergeben haben. Ich schließe mich den Leuten an, die sich im Gemeinschaftsraum von Kirstens Wohngruppe zusammensetzen, um die befremdliche Operation Humanes Bomben zu diskutieren, die soeben von der Nato – unter deutscher Beteiligung – auf dem Balkan in Gang gesetzt worden ist. Die Meinung tendiert dahin, den Angriff auf Jugoslawien zu verurteilen und sich an Protestaktionen zu beteiligen.
Gegen Mitternacht stehe ich am geöffneten Fenster einer Dachkammer des Tagungshauses, in der ich für einen Spottpreis übernachten darf. Ich habe mir eine Flasche Bier mitgenommen und drehe mir eine Zigarette. Mein Blick schweift über den vorderen Hof des ehemaligen Guts, dann über den verlassenen Kirchweg und die benachbarten Dächer. Wenn ich die Ohren spitze, kann ich die Losse plätschern hören. Auf den Dächern liegt mit dem Mondlicht etwas Friedliches. In der Tat wird die Kommune im Dorf weitgehend akzeptiert. Das jährliche Sommerfest der Kommune hat bereits Züge eines Volksfestes. Ernsthafte Übergriffe, etwa von rechts, gab es noch nie. Neulich räuberten Halbwüchsige den Getränkekeller der Kommune aus, das ist alles.
Natürlich trügt der Schein. Der Krieg auf dem Balkan beweist es mal wieder. Der Krieg beherrscht die Welt. Soll er endlich gestürzt werden, müssen wir ihn unten ansägen. Das heißt, wir haben bei uns selbst und im kleinen anzufangen: zum Beispiel auf diesem Gutshof.
* Beitrag „Gemeinsame Ökonomie in der Kommune Niederkaufungen“ zum Sammelband Das Kommunebuch, Göttingen 1996/98
Siehe auch
Die Kapitel „Camping“, „Olgashof“ und „Waltershausen“ im ABC
Das Kapitel III Mord in der Melankolonie
Freie Republik Konräteslust
Inselrepublik Panglos
Auf der Schweinsblaseninsel (Stück 2 des Beitrags)
Fahrende Kommune im Wilden Westen: Sid Hookers letzte Worte (noch vor der Beitragsmitte)
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Erstveröffentlichung 2000 in Nr. 30 der Jahresschrift Scheidewege. Umfang 12 Druckseiten.
Vielleicht sollte ich mich in meinem Bericht vor Überstürzung hüten. Ich kann mich nicht entsinnen, daß ich jemanden rennen sah – Kinder und Hühner einmal ausgenommen. Hunde werden nicht gehalten. Erstaunlich genug, denn die Kommune bewohnt einen ehemaligen Gutshof. Er liegt zwischen der Hauptstraße und dem Flüßchen Losse im alten Dorfkern von Niederkaufungen. Der Winkel hat etwas Beschauliches; wenig Grelle, angenehme Frische. Hier und dort stehen hohe Pappeln, Weiden, Kastanien, die gerade knospen oder austreiben. Wie bestellt scheint die Sonne.
Kommunarden und Kommunardinnen schlendern eher. Dabei mögen sie im ölverschmutzten Overall stecken, Besucherkinder durchs Hühnergehege führen oder in der mit viel Edelstahl blitzenden Großküche die Kelle schwingen. Auch ich schlendere über den hinteren Hof auf die Doppeltür des großen Gemeinschaftsraums der Kommune zu, und zwar an der Seite meiner „Kümmerin“ Kirsten, die eine durchaus behende jüngere Frau ist. Frauen und Männer halten sich in der Kommune ungefähr die Waage. Kirsten nahm sich – ohne etwa das Amt einer „Pressesprecherin“ zu bekleiden – meines schriftlichen Gesuchs an, einmal für rund 24 Stunden meine Nase in die Kommune stecken zu dürfen. In der Kommune gibt es keine Ämter. Im wesentlichen ist sie in Wohngruppen und Arbeitsbereiche gegliedert (die sich nicht decken). Kirsten arbeitet in der Kindertagesstätte mit. Nur drei der 18 Plätze werden derzeit (1999) von Kommunekindern eingenommen; die anderen Kinder kommen von „draußen“. Die KiTa ist staatlich anerkannt.
Eine andere Kommunardin harkt auf dem hinteren Hof eine Rabatte mit österlich blühenden Blumen. Kirsten nutzt die Gelegenheit und verabredet sich mit ihr für nachmittags zu einer Stunde gemeinsamen Übens. Die beiden Frauen spielen Fagott und Oboe in einer Kammermusikgruppe. Ich höre freilich auch von Fußball- oder Doppelkopfturnieren. Wir gehen weiter. Die Gärtnerin, statt sich schleunigst wieder zu bücken, nimmt auf der nächsten Bank Platz und dreht sich eine Zigarette.
Die Pflege der Blumen und Bäume der Kommune fällt nicht in einen der organisierten Arbeitsbereiche. Kleinere Pflichten dieser Art werden von einzelnen Kommunarden je nach Gelegenheit und Verantwortungsgefühl übernommen. Zum Teil gibt es Patenschaften. Jedes Auto der Kommune etwa hat einen Paten oder eine Patin, damit es mit Ölwechsel und TÜV klappt. Auch die gemein-schaftliche Bibliothek, die mich mit einer unerwarteten Ordnung überraschte, wird von zwei Patinnen betreut. Der Gemüsebau dagegen ist Sache eines Arbeitsbereichs. Das Land – überwiegend gepachtet – wird biologisch bewirtschaftet. Mit den Erzeugnissen versorgt die Kommune sich selbst, bietet sie aber auch in einem von „außen“ gut genutzten Hofladen und auf einem Wochenmarkt in Kassel an. Im Grunde gilt dies für sämtliche Arbeitsbereiche der Kommune: Sie dienen zugleich der Selbstversorgung und dem Gelderwerb. Neben KiTa und Gemüsebau sind das zur Zeit: Viehhaltung, Komm-Menü e.V. (die Großküche), Tagungs- und Begegnungshaus (rund ums Jahr Seminare oder Bildungsurlaube, dazu Vermietungen), Schreinerei (Fenster, Türen, Möbel nach Maß), Komm-Bau GmbH (Regenwassernutzung, Innenausbau, Wärmedämmung, Bauschlosserei, Fahrradzubehör), Näh- und Lederwerkstatt, Bauplanung (ein Architekt), Komm-Rat (Projektberatung für alternative Gruppen), Verwaltung. In der Verwaltung arbeiten derzeit vier Kommunarden, die sich um das gemeinsame Vermögen, die Buchhaltung und den Behördenkram kümmern. „Besteht nicht da am ehesten die Gefahr der Machtanhäufung?“ fragte ich Kirsten. – „Ja, sicher. Deshalb hatten wir in unserem Grundsatzpapier die 'Rotation' der Verwaltung vorgesehen. Sie hat sich aber bislang als überflüssig erwiesen beziehungsweise zum Teil 'natürlich' eingestellt. Auch in dieser Hinsicht ist es wohl viel wert, wenn sich in unseren Wohngruppen VertreterInnen unterschiedlichster Arbeitsbereiche mischen.“
Wir betreten den langgestreckten Hauptraum der Kommune, der an eine helle, gemütliche Cafeteria erinnert. Etliche Farn- oder Palmenkübel; keine Gardinen. Eine beträchtliche Ecke wird von der „Informationsbörse“ eingenommen. Hier trägt sich ein, wer ein Auto zu benutzen oder die Treppe im Tagungshaus zu putzen gedenkt. Hier hängen unzählige Listen, Mitteilungen, Anfragen, Dokumente, Protokolle und vorbereitende Entwürfe aus. Freilich nach einem ziemlich eingespielten System, wie ich mit Kirstens Hilfe bald erkenne. Diese Ecke dürfte das Gehirn der Kommune darstellen, nicht etwa der Computer in der Kommuneverwaltung. Sie spiegelt eine erstaunliche Beweglichkeit wieder. Immerhin umfaßt die 1986 gegründete Kommune Niederkaufungen – in Deutschland nicht die älteste, aber die größte ihrer Art – inzwischen 55 Erwachsene und 19 Kinder oder Jugendliche, also über 70 Leute, die einer Vielfalt von Wohngruppen, Arbeitsbereichen, Interessenszirkeln angehören und die zudem recht eifrig Kontakte nach „draußen“ pflegen. Sich dabei auf dem Laufenden zu halten und ständig darauf zu achten, daß das Ganze keinen Kollaps erleidet, ist sicherlich eine ungewöhnlich schwierige Aufgabe, solange es kein Befehlszentrum gibt, vielmehr ein eher im Vagen angesiedeltes Herz. Eben das ist die Kommune.
Einmal wöchentlich – Dienstag abends – findet in diesem Saal die Vollversammlung der Kommunarden statt, das Plenum. Die regelmäßige Teilnahme wird erwartet. Ich komme später auf das Plenum zurück. Ansonsten wird hier dreimal täglich gemeinsam gegessen. Jetzt ist es 13 Uhr. Wir bedienen uns an einem Büfett, das für diesen Mittag Röstkartoffeln, Wirsinggemüse, grünen Salat und eine cremige Nachspeise zu bieten hat. „Wenn man zu spät kommt, ist die Nachspeise oft weg“, sagt Kirsten und schnappt sich ein Schälchen. Die Tische stehen nicht in Reih und Glied. Die Kommunarden setzen sich, wie es gerade kommt. Sei zuweilen Fleisch im Angebot, erläutert Kirsten, stamme es von den eigenen Rindern, Schweinen, Hühnern. Auch beim gemeinsamen Essen und Miteinandersprechen ist keine Eile zu entdecken. Niemand schlingt den Wirsing herunter, der mir ausgezeichnet mundet. Niemand ergießt einen Wortschwall auf sein Gegenüber oder blättert die Zeitung hastig durch. Das Klima der Kommunikation erinnert eher an sanften Schneefall als an Aprilhagel.
Anderntags werde ich beim Frühstück neben einem hageren Mann um 30 sitzen, dem hübsche braune Locken auf die Schultern fallen. Ich kenne Volker vom Plenum her. Dort hat er den Kommunarden mitgeteilt, leider müsse wieder einmal Blut fließen; zwei Säue seien derart schwach auf den Beinen, daß sie geschlachtet werden müßten. Volker gehört dem Arbeitsbereich Viehhaltung an. Nun erfahre ich, er sei bereits vor dem Frühstück auf dem kommuneeigenen Hof im Birkengrund gewesen, um die Kühe zu melken. Der ehemalige Aussiedlerhof liegt zwei oder drei Kilometer weiter südlich an einem Bergrücken. Das Wohnhaus hat die Kommune einstweilen vermietet. Wenn Volker täglich morgens und abends mit dem Fahrrad und einem von Milchkannen scheppernden Anhänger den Berg zum Birkengrund hinaufkeucht, dann sicherlich nicht der von mir verklärten Langsamkeit zuliebe. Da oben wartet Arbeit genug auf ihn, für die er durchaus gern mehr Zeit hätte. Nimmt er trotzdem nicht das Auto oder den Traktor, hat es umweltpolitische Gründe. Die Kommune ist links und ökologisch orientiert. Von daher zählt ein schonendes und nachhaltiges Wirtschaften zu ihren Grundsätzen. Die herrschende Praxis folgt bekanntlich der Parole: Schnelligkeit, Leistung, Wachstum um jeden Preis. Das bringt einen enormen Raubbau an unseren natürlichen Ressourcen und die Verelendung ganzer Kontinente mit sich. In diesem Sinne steckt die Kommune zwei Prozent ihrer Einnahmen in internationalistische Projekte.
Die Kommune kommt mit sieben Pkw's und zwei Transportern aus, obwohl rund ein Dutzend Kommunarden außerhalb, also nicht in den kommuneeigenen Betrieben arbeiten oder ausgebildet werden. Im Gemeinschaftsraum sind acht übertragbare Netzkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel im Raum Kassel hinterlegt. Mit Bus oder Straßenbahn erreicht man die Innenstadt in rund 30, den Intercity-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe in rund 45 Minuten. Es liegt auf der Hand, daß die möglichst ergiebige Ausnutzung von gemeinschaftlichen Geräten, Einrichtungen und Erzeugnissen erheblich zu dem verblüffend niedrigen Pro-Kopf-Verbrauch der erwachsenen Kommunarden beiträgt: im Durchschnitt monatlich 1.600 Mark. Er ist lediglich eine fiktive Größe. In ihm sind genauso Rentenbeiträge wie ein Mietanteil von ca. 150 Mark enthalten, den der kommuneeigene Verein kassiert. Kostensparend ist selbstverständlich auch die Großküche der Kommune; deren Kochkünste werden übrigens nicht nur von mir, sondern weithin gelobt. Auch kommen über 70 Leute mit nur zwei Waschmaschinen aus, obwohl der Waschdienst den Wohngruppen selber obliegt. Die Maschinen laufen gleichwohl pausenlos. Das System ist so einfach wie genial: Die Körbe mit schmutziger Wäsche, nach Wohngruppe und Waschprogramm gekennzeichnet und mit Pulverbecher versehen, stehen im Keller auf einem langen Bord an. Und wer gerade vorbeikommt, läßt sie vorrücken. Dieses System funktioniert. Und die Waschmaschinen werden ausschließlich mit Regenwasser gespeist, das bekanntlich nichts kostet – jedenfalls noch.
Gewiß stellen Kommunardinnen und Kommunarden, was den sogenannten Lebensstandard angeht, weitaus geringere Ansprüche als etwa eine Redakteurin der Frankfurter Rundschau, die einen nagelneuen VW-Golf-GTI fährt und allein an Miete für ihre 3-Zimmer-Wohnung 1.600 Mark zahlt. Die Kommunarden kommen in ihrer Wohngruppe in der Regel mit einem Zimmer zwischen 10 und 30 Quadratmetern aus. Ein Fernsehgerät steht vielleicht im Gemeinschaftsraum der Wohngruppe (die im Durchschnitt fünf Personen umfaßt). Der Gutshof wird nicht von einer Satellitenschüssel gekrönt. Zu den gemeinschaftlichen Einrichtungen zählen – neben der Bibliothek – ein gesonderter Raum für einen Computer mit Internet-Anschluß, ein Sport- oder Spielsaal, Möbelboden, Kleiderkammer, Hauswerkstatt ... Nur Rolf, der vor einiger Zeit einen Schlaganfall erlitt und außerhalb des Gehöftes im Rollstuhl fahren muß, besitzt ein Mobiltelefon. Es macht den Kommunarden gewöhnlich wenig aus, wenn ihr Ledersessel abgewetzte Arme hat. Das Geschirr für die gemeinsamen Mahlzeiten ist bunt durcheinander gewürfelt. Der Zweck von Möbelboden und Kleiderkammer besteht nicht darin, den Kommunarden einen Stuhl oder eine Hose zuzuweisen; sie können hier nachsehen – bevor sie zu Karstadt fahren – ob ihnen etwas paßt und auch gefällt.
Hier drängt sich eine andere Beobachtung auf. Die Menschen in der Kommune, ob Frauen oder Männer, führen sich erstaunlich uneitel auf. Ich habe eigentlich nie den Eindruck gehabt, jemand suche zu gefallen: durch die Art, wie er im Türrahmen lehnt; durch seinen glänzenden Redebeitrag; überhaupt durch irgendeine Leistung. „Draußen“ ist bekanntlich das Gegenteil der Fall. Jeder kämpft gegen jeden, aber jeder buhlt auch um jedes Gunst. Draußen herrscht das Konkurrenzprinzip. Erst allmählich dämmert uns, wie teuer uns dieses Prinzip sowohl in finanzieller wie in seelischer Hinsicht zu stehen kommt. Allerdings könnte ich auch nicht sagen, die Kommunarden gebärdeten sich wie graue Mäuse oder lahme Enten. Sie haben etwas durchaus Selbstbewußtes und Zupackendes. Man gewinnt den Eindruck, sie seien ungewöhnlich gefestigt. Vielleicht ruhen sie in sich selber, weil sie in der Kommune ruhen? Oder umgekehrt? Jedenfalls vermute ich, die Kommune eigne sich nur für starke Menschen. Wie sich versteht, denke ich dabei weder an PreisboxerInnen noch an ÜberredungskünstlerInnen. Die finden ihren Platz besser in einer rotgrünen Regierung. Aber schüchterne, anlehnungsbedürftige, an Unschlüssigkeit leidende Menschen dürften dem Kommuneleben kaum gewachsen sein. Hier müssen fortwährend Bedürfnisse angemeldet, zuweilen auch gerechtfertigt werden. Hier sind ständig Entscheidungen zu fällen. Nebenbei gibt es bei dieser Größenordnung – über 50 Erwachsene – fast notwendig Abneigungen. Auf der jährlichen Klausurtagung stellte die Kommune einmal etliche Fragen aus, die die Kommunarden mit Punkten versehen sollten, falls die betreffende Frage auf sie zuträfe. Eine Frage lautete: Gibt es in der Kommune Menschen, mit denen du ungern beim Essen an einem Tisch sitzt? Diese Frage bekam unerwartet viele Punkte; sie wurde von 35 Kommunarden bejaht.
Wen das nicht abschreckt – wie wird ein Mensch Kommunarde oder Kommunardin? Er muß erkennen lassen, daß er zu den Grundsätzen der Kommune steht, die schriftlich festgelegt sind. Er hat ein längeres Stadium des gegenseitigen Kennenlernens und Ausprobierens zu durchlaufen. Sagt das Plenum schließlich Ja, hat er sein gesamtes Vermögen einzubringen – ob es sich auf zwei oder zwei Millionen Mark beläuft; unter Umständen wird auch eine Verschuldung akzeptiert. Das eingebrachte Vermögen ist ab sofort Gemeinbesitz. Umgekehrt verfügen auch die neuen Kommunarden über alles, was sie bereits vorfinden, und das ist nicht wenig. Allein die Immobilien der Kommune (Grundstücke und Gebäude) gehen in die Millionen. Weiter regelt ein „Ausstiegsvertrag“, der wohlweislich schon beim Einstieg mit jedem Neuling abgeschlossen wird, was er notfalls wieder mitnehmen darf, ob an Sachen oder in Geld. Das orientiert sich keineswegs an der Höhe des eingebrachten Vermögens; es geht nur darum, jedem Menschen, der sich in der Kommune nicht mehr wohlfühlt, einen Neuanfang zu ermöglichen. Solche Ausstiege kommen ein- bis zweimal jährlich vor. Als Zwischenform gibt es die Möglichkeit, eine „Auszeit“, eine Art unbezahlten Urlaubes von sechs oder zwölf Monaten zu nehmen, um vielleicht Abstand zu gewinnen oder eine Alternative auszuprobieren. Die Gründe? Oft ist es die Liebe. X. hat wieder Lust auf Kleinfamilie. Z. möchte in eine achtköpfige Landkommune wechseln, wo alles übersichtlicher und intimer ist. Selten fällt einer ins bürgerliche Leben zurück, um auch einmal Karriere zu machen. Sehr selten geht einer im Groll.
Ich komme aufs liebe Geld zurück. In der Kommune Niederkaufungen werden personenbezogene Einkünfte keineswegs der betreffenden Person zugerechnet. Sie werden auch nicht miteinander verglichen. Vielmehr lautet der Grundsatz: Die Kommune wirtschaftet in einen und aus einem Topf. Außer der persönlichen Habe – etwa Hemd oder Armbanduhr, Gitarre oder Lieblingsbuch – ist alles Gemeineigentum. Auch wer persönlich ein Honorar angewiesen bekommt oder ein Geschenk erhält, hat dies in den „Topf“ zu werfen. Wie aber werden die Entnahmen geregelt? Rechnungen „an alle“ erledigt natürlich die Verwaltung. Ansonsten steht in deren Büro eine Tageskasse. Ihr können die Kommunarden entnehmen, was sie wollen, sofern der Betrag nicht 200 Mark übersteigt. Die Entnahmen sind lediglich einzutragen – etwa: 7. April, 80 Mark, Gustav, für Taschengeld / Kleidung / Eisenbahn oder dergleichen – damit die Verwaltung zum Monatsende überprüfen kann, ob die Kasse „stimmt“. Bislang hielten sich die Fehlbeträge in Grenzen. Und wofür geben die Kommunarden ihr selbstbestimmtes „Handgeld“ im einzelnen aus? Vielleicht arbeiten sie „draußen“, etwa als Psychologe in einer Kasseler Klinik, wodurch zusätzliche Kosten für Bekleidung oder Verpflegung entstehen. Vielleicht haben sie Lust auf Schokolade oder eine neue Tabakspfeife. Die „echten“ Drogen sind weniger gern gesehen. Der Getränkekeller im Gutshof hält Wein und Bier bereit. Das wird recht unterschiedlich, aber sehr selten exzessiv ausgenutzt. Kirsten fallen aus der Kommunegeschichte lediglich zwei Drogensüchtige ein. Jemand verfiel dem Alkohol; ein anderer war erklärtermaßen heroinsüchtig. Für beide wurde schließlich eine Lösung außerhalb der Kommune gefunden.
Was die gemeinsame Ökonomie angeht, muß ein weiterer Grundsatz betont werden: wie jeder nach seinen Fähigkeiten geben soll, soll er auch nach seinen Bedürfnissen empfangen. Die Kommunarden haben sich also nicht etwa die Gleichmacherei auf die Fahnen geschrieben, die so gern als sozialistisches Gespenst durch unsere Köpfe spukt. Sie sind nicht gleich, vielmehr „einzigartig“, wie Mitgründer Dieter Bensmann schreibt.* Entsprechend können ihre finanziellen Ansprüche durchaus verschieden sein. Jede größere persönliche Ausgabe – eben über 200 Mark – haben sie allerdings in einer bestimmten Liste der „Informationsbörse“ anzukündigen und kurz zu erläutern. Soweit niemand Einspruch erhebt – notfalls vorm Plenum – gilt die Ausgabe als genehmigt. Dieser Liste entnehme ich etwa, die Kommunardin A. halte eine Generalüberholung ihrer Oboe für unabdingbar. „Das dürfte ungefähr 800 Mark kosten.“ B. dagegen möchte einen Radwanderurlaub auf Rügen machen, wofür er rund 600 Mark veranschlagt. C. möchte, seiner mitgenommenen Wirbelsäule zuliebe, eine Federkernmatratze erstehen. D. braucht Goldplomben. Und so weiter. Diese zumeist nur grob geschätzten Beträge müssen später in derselben Liste genau angeführt werden, damit eine Verbuchung möglich ist. Kirsten versichert mir, diese Regelung – die die Kommunarden nicht zu Bittstellern herabwürdigen, aber auch von unbedenklichen Zugriffen abhalten möchte – habe sich bewährt. Überhaupt seien die Finanzen der Kommune gesund. Dabei macht Kirsten keinen Hehl aus der Bereitschaft der Kommune, auch von öffentlichen Geldern zu zehren, solange sie dadurch nicht erpreßbar oder gar „gekauft“ wird. Zum Beispiel hat die Kommune einige ABM-Stellen eingerichtet, die bekanntlich vom Arbeitsamt gefördert werden. Hier drohen allerdings Kürzungen.
„Ist die Verwaltung gegen die Versuchung gefeit, sich als Zensurbehörde aufzuspielen, was die Entnahmen der Kommunarden angeht?“ will ich von Uli wissen, der bereits seit etlichen Jahren im Büro der Kommune tätig ist. Ich schätze ihn auf Mitte 40.
„Ich denke schon“, erwidert Uli mit listigen Augen, während er seinen üppigen braunen Backenbart streicht. „Im Grundsatzpapier der Kommune wird unmißverständlich zweierlei festgestellt: 1. Wir huldigen nicht der Askese. 2. Wir wollen nicht, daß das Projekt darüber befindet, was 'echte' und was 'kompensatorische' Bedürfnisse seien, welche erlaubt sind und welche nicht. Daran halten wir uns. Freilich bindet uns auch die schlichte Tatsache, die Kommune kann nicht mehr ausgeben als sie einnimmt. Von daher muß immer wieder vermittelt werden.“
Uli lacht auf und erzählt mir die Geschichte von den „Blauen Briefen“. Es hatte sich ein gewisser Unmut über die materiellen Ansprüche gewisser Kommunarden angestaut. Schließlich entschied das Plenum, die Verwaltung möge – aufs letzte Halbjahr bezogen – den durchschnittlichen Monatsverbrauch der einzelnen Kommunarden errechnen und ihnen diese Bilanz in geschlossenem Briefumschlag präsentieren. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der ganzen Kommune – monatlich rund 1.600 Mark – war ja bekannt. Nun konnte jeder sehen, wie sehr er vielleicht darüber oder auch darunter lag. Uli schließt: „Die Kommune hat lange darüber diskutiert, ob wir die 'Blauen Briefe' veröffentlichen, also aushängen sollten. Sie verzichtete am Ende darauf. Ich denke, die Aktion hatte auch ohnedem eine gewisse läuternde Wirkung.“
Zwischen Abendbrot und Plenum sitze ich auf ein Plauderstündchen mit dem inzwischen 52jährigem Kommune-Mitgründer Jürgen zusammen. Der weißhaarige Hüne spricht bedächtig und leise. Als erfahrener Bauingenieur ist er sicherlich auch eine tragende, vielleicht sogar richtungsweisende Säule der Komm-Bau GmbH. Aber er ist nicht ihr Chef. In den „Betrieben“ der Kommune wird die Arbeit gemeinsam und rücksichtsvoll organisiert. Niemand erteilt Befehle. Alle sollen im Bild sein und sowohl ihre Stärken wie ihre Schwächen einbringen können. Das erfordert zunächst häufige Arbeitsbesprechungen, die jeder Manager haarsträubend ineffektiv nennen würde. Es bedeutet weiter, daß sich die Belegschaft Zeit für das Voneinanderlernen nimmt. Auch auf persönliche Tiefs wird Rücksicht genommen. Doch wo sich unsereins auf einen Krankenschein verwiesen sieht, hilft dem Schlosser F. vielleicht gerade eine gemeinsame Anstrengung der Komm-Bau-Kollegen über sein Tief hinweg.
Gewiß möchte auch die Komm-Bau Erträge in nackter Geldform erzielen – und es gelingt ihr im Rahmen der Kommune nicht unerheblich. Aber eben nicht auf Teufel komm raus. Hier muß man sich noch einmal die alternative Auffassung von Arbeit klarmachen. „Ist das eigentlich auch Arbeit“, frage ich Jürgen, „wenn du hier gemütlich am Tisch sitzt, um einem Außenstehenden etwas über die Kommune zu erzählen?“ Jürgen lächelt und wiegt eine Weile sein Haupt. „Selbstverständlich“, erwidert er schließlich, wobei er mit seiner Hand durch den Saal deutet: „Das ist genauso wichtig wie das Schlossern, Kochen, Kinderhüten, Musizieren – oder etwa das Stühle-im-Kreis-aufstellen für das heutige Plenum ...“
Die alternative Auffassung von Arbeit zielt nicht auf größtmögliche Effizienz in einer bestimmten, hochspezialisierten Sparte. Sie hat vielmehr das Wohlbefinden des Ganzen im Auge. Dabei hält sie sowohl den einzelnen Menschen wie die Kommune wie die Gesamtgesellschaft für ein Ganzes. Der Konkurrenzkampf in der „Freien Marktwirtschaft“ hat eher eine zertrümmernde Wirkung. Unzählige Interessen schließen und stechen einander aus. Es gibt besonders wertvolle, minderwertige und gar keine Berufe: Hausfrau zum Beispiel. Man trennt zwischen Arbeit und Freizeit, Erwerbsleben und Altersruhestand. „Man schuftet sich krank, damit man etwas für kranke Tage zurücklegen kann“, höhnte bereits Thoreau.
Ich wende mich wieder an Jürgen. „Vermute ich richtig, daß es bei dieser alternativen Auffassung auch keine Pflichtarbeitszeit von soundsovielen Wochenstunden in eueren Arbeitsbereichen oder für jede Kommunardin überhaupt gibt?“ – „So ist es. Das würde bereits am Ineinanderfließen von Arbeitszeit und Freizeit scheitern. Aber vor allem verstieße es gegen das Verantwortungs-bewußtsein der Kommunarden, das wir in hohem Maße fordern und auch fördern. Sie sollen sich selber überlegen, ob sie vielleicht zu wenig oder zu viel gearbeitet haben; das Entsprechende gilt ja auch für ihre Kassenentnahmen.“
Denken die Kommunarden über ihre Arbeitsleistung nach, werden sie natürlich die Relationen beachten. „Sollte zum Beispiel Kirsten, deine 'Kümmerin', in ihrem Arbeitsbereich weniger Kraft investieren als ich in den meinen“, sagt Jürgen, „dann völlig zu Recht, denn sie hat sich auch um ihren Sohn Rasmus zu kümmern. Ein anderer arbeitet in dieser Woche vielleicht weniger als ich, weil seine Wohngruppe gerade ihren Gemeinschaftsraum renoviert. Dafür arbeitet er vielleicht in der kommenden Woche länger. Dies alles hängt natürlich auch von der Auftragslage und der Absprache im jeweiligen Arbeitsbereich ab. Übrigens ist die Kommune auch deshalb ziemlich stabil, weil sie flexibel ist. Die Arbeitsbereiche können sich gegenseitig aushelfen, ob mit Geräten oder Leuten.“
„Und wenn dein hohes Verantwortungsbewußtsein einmal versagt ..?“ hake ich nach. „Ist es zum Beispiel denkbar, daß Thomas, dem ich vorhin beim Schweißen zugesehen habe, zu dir sagt: Jürgen, ich habe den Eindruck, in letzter Zeit machst du es dir bei deinem Papierkram etwas zu bequem, du solltest mal wieder reinhauen ..!?“
Jürgen grinst. „Selbstverständlich. Es ist nicht nur denkbar, es wird verlangt und wird auch gemacht. Wir müssen einander kontrollieren und Rechenschaft geben. Es gibt ja weder Chef noch Stechuhr bei uns. Andererseits sind wir keine Heiligen, sondern Kinder des Kapitalismus, der uns zu hemmungslosem Eigennutz und schamlosen Betrügereien angehalten hat.“
„Besteht nicht die Gefahr, das hohe Maß an 'sozialer Kontrolle' in einer derart dicht verwobenen Gemeinschaft wirke sich als Knute aus?“
„Völlig richtig. Ich selber habe mich hin und wieder auch schon zu sehr beobachtet oder gegängelt gefühlt. Oder nimm U. Neulich hatte sie mit ihrem Freund das klassische Eifersuchtsdrama. Ich glaube fast, schmerzlicher noch als die Sache selbst war dabei für sie der Umstand, daß das Drama vor aller Augen gegeben wurde. Jeder wußte Bescheid, jeder dachte sich seinen Teil. Aber dieser Widerspruch zwischen Persönlichkeit und Kollektiv oder Intimität und Öffentlichkeit muß ausgehalten werden. Er muß je nach Lage ausgewogen werden. Im Grunde haben wir es überhaupt nur mit Widersprüchen zu tun. Wäre das Gegenteil der Fall, wären wir tot.“
Vorschriften, die Form von Liebesbeziehungen betreffend, sind im Grundsatzpapier der Kommune nicht zu entdecken. De facto überwiegen die üblichen Pärchen, wobei der eine Partner oft von „draußen“ stammt. Weiter gibt es eine Wohngruppe, die nur von Lesben gebildet wird, und einige Versuche der Mehrfachbeziehung. Offenbar wird die „Befreiung der Sexualität“ nicht mehr ganz so hochgehalten wie noch um 1968. Aber an der Gegnerschaft zur Kleinfamilie hält man ausdrücklich fest. Für die freudianisch beeinflußte Linke sind Kapitalismus und Kleinfamilie zwei Seiten derselben Mark. Die Kleinfamilie hätschelt Unterwürfigkeit, Anerkennungs-sucht, Machtstreben. Deshalb lebt die Kommune in mehr oder weniger großen Gruppen. Diese Wohngruppen umfassen im Durchschnitt vier bis fünf Erwachsene und ein bis zwei Kinder, die somit ihre Bezugspersonen wählen können. Die Wohngruppe kann gewechselt werden. Übrigens ist die durchschnittliche Wohngruppengröße abgesunken; dafür nahm die Zimmergröße zu. Manche Kommunarden halten diese Tendenz für bedenklich. Laut Grundsatzpapier strebt die Kommune 100 erwachsene Mitglieder an, die natürlich alle untergebracht sein wollen. Es ist allerdings umstritten, ob an dieser „magischen“ Zahl festgehalten werden sollte. Im übrigen schreibt das Grundsatzpapier ein Verhältnis zwischen erwachsenen und nichterwachsenen Mitgliedern von immer mindestens 3:1 vor. Danach hat ein Vater mit zwei Kindern derzeit schlechte Karten, wenn er „Probezeit“ beantragen will.
Das Plenum beginnt. An dem Tisch vor dem Hufeisen aus Stühlen sitzen die beiden Frauen, die an diesem Tag – es geht nach Alphabet – für Vorbereitung, Diskussionsleitung und Protokoll zuständig sind. Auch ein paar Jugendliche entdecke ich in unserem Kreis. Ein Korb mit leuchtenden Äpfeln schliddert über das ungewöhnlich gediegen wirkende Parkett in unsere Mitte – es stammt aus der Kasseler Stadthalle, wo es bis zu seinem Rausriß schätzungsweise Millionen Leute mit ziemlich viel Geld an den Füßen sah. Auf dem Büfett stehen Kästen mit Mineralwasser, Saft, Wein, Bier. In allen Gemeinschafts-räumen der Kommune herrscht Rauchverbot. Dafür ist das fast legendäre Stricken noch in Mode, wie mir drei Kommunarden beweisen. Das Plenum begrüßt seine heutigen Gäste – neben mir die Eltern einer Kommunardin – und geht seine Tagesordnung durch.
Als Reporter der Boulevardpresse würde ich seufzen: Was für ein Pech! Nichts Spektakuläres passiert. Wenn Blut fließt, dann nur in Volkers Androhung, man werde die beiden gebrechlichen Säue in der Halle der Komm-Bau schlachten und benötige dafür noch einige Leute; „schon allein fürs Putzen ...“ Es melden sich ein paar HelferInnen. Termin und Umfang einer internen Dacherneuerung werden festgelegt; immerhin müssen dazu einige Kommunarden vorübergehend umziehen. G. erläutert eine Falle in den Bestimmungen der Kasseler Verkehrs-gesellschaft, die sie – also die Kommune – trotz Netzkarte Strafgeld gekostet hat. Und dergleichen.
Gewiß hat es auch schon heiklere oder gar hitzige Vollversammlungen gegeben. Ich will die Flaute nutzen, um das Konsensprinzip zu erläutern. Es richtet sich letztlich gegen das (angeblich) demokratische Prinzip der Mehrheitsentscheidung, denn Diktatur will man ja hier wie dort nicht. Das Mehrheitsprinzip, heißt es dazu im Grundsatzpapier der Kommune, „fordert die Konzentration auf die eigene Meinung, die es durchzusetzen gilt“. Damit fördert es zwangsläufig den Kampf – das kapitalistische Konkurrenzprinzip. Die Schwächeren kommen unter die Räder. Schlitzohrigkeit und Heuchelei sind gefragt. Diese Aspekte und Auswirkungen des Mehrheitsprinzips lehnt die Kommune ab. „Wir wollen, daß Entscheidungen möglich sind, die jede Meinung berücksichtigen und somit von allen getragen werden: Entscheidungen nach dem Konsensprinzip. Es sollen Kompromißlösungen gefunden werden, aber nicht in dem Sinne, daß Positionen verwässert werden und hinterher keiner eine Lösung richtig trägt, sondern indem eine integrierende Synthese der Positionen gesucht wird. Das verlangt viel vom einzelnen. Man muß sich neben seinen eigenen Standpunkt stellen können, dem anderen zuhören können und wirklich bereit sein, ihn zu verstehen.“
Da ich oben von „starken“ Kommunarden gesprochen habe, möchte ich ergänzen: Das Selbstwertgefühl der Kommunarden darf nicht mit dem eigenen Standpunkt stehen oder fallen. Ohnehin kommt dieser häufig doch recht zufällig und fragwürdig zustande, wie der ehrliche und nachdenkliche Mensch zugeben wird. Wenn es hier etwas zu bekämpfen gibt, dann jene unselige, verheerend wirkende Angst, „das Gesicht zu verlieren“. Grundlage dieses Kampfes ist das Wirgefühl. Von daher stellt sich auch das blockierende Veto-Recht, das grundsätzlich jede Kommunardin und jeder Kommunarde in jeder Frage hat, nicht als Keule, sondern nur als Notbremse dar. Faktisch wird es selten in Anspruch genommen. In der Regel siegt das Bemühen um den Konsens.
Die eigentliche Vollversammlung dauert keine Dreiviertelstunde. Die Kommune ist stets darauf bedacht, das Plenum so weit wie möglich zu entlasten. Nur wirklich wesentliche, alle betreffende Fragen sollen hier behandelt werden. Der große Rest wird in den Arbeitsbereichen, Wohngruppen, Interessenzirkeln oder in vorübergehenden Projektgruppen erledigt. Dazu gehören auch die „Kleingruppen“, in die man nach der Vollversammlung auseinandergeht. Sie finden zu mehr oder weniger brennenden Themen statt, die seit längerem in der Schwebe sind (noch kein Konsens) oder die sich im Lauf der Woche ergeben haben. Ich schließe mich den Leuten an, die sich im Gemeinschaftsraum von Kirstens Wohngruppe zusammensetzen, um die befremdliche Operation Humanes Bomben zu diskutieren, die soeben von der Nato – unter deutscher Beteiligung – auf dem Balkan in Gang gesetzt worden ist. Die Meinung tendiert dahin, den Angriff auf Jugoslawien zu verurteilen und sich an Protestaktionen zu beteiligen.
Gegen Mitternacht stehe ich am geöffneten Fenster einer Dachkammer des Tagungshauses, in der ich für einen Spottpreis übernachten darf. Ich habe mir eine Flasche Bier mitgenommen und drehe mir eine Zigarette. Mein Blick schweift über den vorderen Hof des ehemaligen Guts, dann über den verlassenen Kirchweg und die benachbarten Dächer. Wenn ich die Ohren spitze, kann ich die Losse plätschern hören. Auf den Dächern liegt mit dem Mondlicht etwas Friedliches. In der Tat wird die Kommune im Dorf weitgehend akzeptiert. Das jährliche Sommerfest der Kommune hat bereits Züge eines Volksfestes. Ernsthafte Übergriffe, etwa von rechts, gab es noch nie. Neulich räuberten Halbwüchsige den Getränkekeller der Kommune aus, das ist alles.
Natürlich trügt der Schein. Der Krieg auf dem Balkan beweist es mal wieder. Der Krieg beherrscht die Welt. Soll er endlich gestürzt werden, müssen wir ihn unten ansägen. Das heißt, wir haben bei uns selbst und im kleinen anzufangen: zum Beispiel auf diesem Gutshof.
* Beitrag „Gemeinsame Ökonomie in der Kommune Niederkaufungen“ zum Sammelband Das Kommunebuch, Göttingen 1996/98
Siehe auch
Die Kapitel „Camping“, „Olgashof“ und „Waltershausen“ im ABC
Das Kapitel III Mord in der Melankolonie
Freie Republik Konräteslust
Inselrepublik Panglos
Auf der Schweinsblaseninsel (Stück 2 des Beitrags)
Fahrende Kommune im Wilden Westen: Sid Hookers letzte Worte (noch vor der Beitragsmitte)
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