Samstag, 5. November 2022
Konräteslust Übersicht

Mein erster »utopischer« Roman, geschrieben 2010, Umfang knapp 150 Druckseiten. Der Berliner Berufsmusiker Achim Dömmersbach (44) folgt in seinen Orchesterferien einem Fingerzeig, wonach sich seine verschwundene Tochter Iris in der nahezu autonomen Zwergrepublik Konräteslust aufhalten könnte. Diese befindet sich bei Gotha (Thüringen) im ehemaligen Städtchen Konradslust. Sie umfaßt 3.000 Leute. Sie kommt ohne Zahlungsverkehr, Hunde, PolitikerInnen, Schulpflicht aus. Selbst Verkehrsschilder erübrigen sich – Autoverbot. Ihre Streitkräfte belaufen sich auf acht als Hündchen bezeichnete Leute, die im Lauf der 20jährigen Republikgeschichte (»Wende«!) selten zu ihren Pistolen griffen. Dömmersbach schließt nähere Bekanntschaft mit einem Hündchen, das einmal einen ausheimischen Nazi anschoß. Gegen Ende von Achims Aufenthalt muß Birgit mit der republikeigenen Feuerwehr ausrücken – Brand-stiftung. Zu den Höhepunkten des Romangeschehens zählen Achims Besuch einer Bildungsgruppe (BG Prokofiev), ein sogenanntes Öff (Öffentliches Forum), bei dem ein angeblicher Kindesmißbrauch verhandelt wird, und das Monatsplenum der Republik in der mächtigen Stadtkirche, in das ein Clown platzt, der sich als Friseur ausgibt. Der Roman taugt nicht für humorlose Menschen. Auch für Mitglieder der Ex-PDS oder von Attac ist er ungeeignet, beweist er doch, das andere Leben ist machbar.

Das Manuskript wurde in zwei Jahren genau 30 Verlagen unterschiedlichster Größe angeboten, die vom Programm her geeignet erschienen. 12 von ihnen reagierten, dabei vorwiegend mit Musterbriefen. Drei von diesen forderten das vollständige Manuskript an, sagten dann jedoch ab.

Nennenswerte, nämlich hilfreiche Kommentare erhielt ich lediglich von einem Verleger und einem Schriftsteller-kollegen. Sowohl der Berliner Verleger M. wie mein Erfurter Kollege Dietmar Beetz stammen aus der DDR, doch wie es aussieht, ist mir bei der Verschickung des Manuskriptes an die beiden eine Vertauschung unterlaufen. M. hält das Manuskript, das ihn erreichte, vor allem wegen des »agitatorischen«, belehrenden Zuges für mangelhaft, wie er mir im Juli 2012 per Email schreibt. Es sei keine Literatur. Dafür seien auch die politischen Spitzen (Bezüge) zu »zeitnah«. Im übrigen kommt ihm die vorgestellte Republik gar zu schöngefärbt vor. Beetz dagegen schrieb mir im Februar 2010:

Ihr »Konräteslust« ist heute und hier zwar eine Utopie, doch sagt der Text unüberhörbar »No« zum herrschenden Nonplusultra, und allein das macht ihn zur Rarität auf dem gigantischen Lit-Müll-Markt. Herrlich dabei: die top-aktuellen Seitenhiebe, die für den großen, heiter-ernsthaften Entwurf quasi Reißzwecken sind, nicht etwa bloß bissel Rumsticheln in zeitgeist-obligater Event-Gaggel-Manier. Packend, zumindest für mich, die an sich gemächliche Erkundungsreise, beschrieben in angemessen präziser Prosa …


Kap. 1–8
Kap. 9–16
Kap. 17–25
Kap. 26–32
Kap. 33–39
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