Donnerstag, 1. September 2022
Mählich stoppt
ziegen, 13:05h
Mählich stoppt vor der Ampel. Ein freundlicher Bürger, der auf den Bus wartet, macht ihn darauf aufmerksam, sein linkes Bremslicht sei kaputt. »Ach du liebe Zeit!« beugt sich Mählich erschrocken aus dem Seitenfenster. »Dann werde ich selbstverständlich erst wieder bremsen, wenn ich zu Hause angekommen bin.«
Um 1980 hütete ich zuweilen Fränzchen, fünf oder sechs Jahre alt. Einmal kommt er aus der Küche und sagt betreten: »Ich glaube, ich habe die Milchtüte falsch aufgeschnitten, Henner.« – Ich winke beruhigend ab. »Es ist doch egal, ob man sie links oder rechts aufschneidet.« – »Ich habe sie aber unten aufgeschnitten …«
Damals schrieb ich in meinen Arbeitspausen als Liefer-wagenfahrer, die ich meist in Stehcafes verbrachte, gerne frivole Postkarten an meine Geliebten, von denen ich in der Regel mehrere gleichzeitig hatte, teils in der Stadt, teils in Westdeutschland. Nun wiesen die gelben Briefkästen stets zwei Fächer auf, eins Berlin (West), eins Andere Richtungen beschriftet. Solange man also tunlichst die Klappen nicht verwechselte, kamen die Auswärtsfrauen nie dahinter, was in der Stadt gespielt wird, und umgekehrt.
Wie Mählichs Enkelin bei Ferien auf dem Bauernhof beobachtet hat, erheben sich liegende Rinder zuerst mit dem Hinterteil, während sich Pferde genau umgekehrt zuerst mit den Vorderbeinen hochstemmen. Nach dem Grund befragt, hätten die Bauersleute keine Antwort gewußt. »Na sowas …«, murmelt Mählich tadelnd und denkt scharf nach. »Im Grunde liegt die Sache ja auf der Hand! Pferde sind keine Wiederkäuer.«
»Ich brauche einen begabten Begleiter, der mich schützt und dabei noch gut unterhält«, eröffnet die Dame dem Hundezüchter. – »Nehmen Sie diesen kräftigen Rottweiler hier; er kann sogar bauchreden.« – »Was redet er denn so aus seinem Bauch?« – »Er ahmt eine helle Frauenstimme nach, die in einem fort beteuert: Keine Angst, der ist ganz lieb, der tut Ihnen nichts ..!«
»Tatsächlich? Sie haben keine Angst vorm Sterben?!« – Mählich nickt und strahlt. »Ich doch nicht! Schließlich hat mir meine Mutter beizeiten eingeschärft, aus Schaden werde man klug.«
Kleinstadt in Kroatien, um 1935. Von ihrem Gatten sitzengelassen, hat sich Zoras Tante zähneknirschend in der Uhrenfabrik verdingt. Scharfe Kontrollen. Sie und ihre verwaiste Nichte verfallen jedoch auf den Trick mit dem Kinderwagen. Zora schiebt ihn zur verabredeten Zeit durch den Park, der an die Fabrik stößt, und ebendort geht die Tante gern aufs Klo, dessen Fenster auf den Park weist. Sie wirft einen Tennisball, der genau im Kinderwagen landet. Das haben die beiden natürlich geübt. In dem geschickt, kaum sichtbar verschnürten Tennisball liegt die gestohlene wertvolle Uhr.
Die Verkäuferinnen in der Bäckerei wechseln wie die Namen der Brotsorten und der Bäcker sein Hemd. Die neue Verkäuferin blinzelt und scheint im Stehen zu schlafen. Mählich deutet auf ein ihm noch unbekanntes Brot, das hinter ihr im Regal liegt: »Was ist denn das dunkle, krustige für eins ..?« Sie blickt sich über die Schulter und erwidert mit unerwarteter Inbrunst: »Das ist ein Bergsteigerbrot!« – »Ah ja …« murmelt Mählich und wendet sich zur Ladentür. Sie hat ja recht, der Name steht auch in großen Lettern auf dem Schild unter dem Brot. »Bis demnächst, Madame. Ich glaube, ich suche mir erst einmal jemanden, der mir das Lesen beibringt.«
Außenministerin Annalena Baerbock hat allen jungen deutschen Müttern dringend geraten, zum Schutz ihrer Säuglinge vor Corona- oder anderen Viren beim Stillen stets zwei Atemschutzmasken zu verwenden. Für die mütterlichen Brüste natürlich.
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