Sonntag, 12. Oktober 2025
Hunde wollt ihr ...
ziegen, 10:32h
Raffende Abwandlung eines Theaterstücks (wahlweise Hörspiels) gleichen Titels aus dem Jahr 2011
Bei Günthersroda sei auf einen Mann geschossen worden, der seinen Hund ausführte, meldet die dortige Schutz-polizei nach Gotha. Zum Glück habe es nur den Hund erwischt, einen Rottweiler. Kriminalkommissarin Ruth Sierloff schickt zunächst Schüssenbach in das Städtchen am Thüringer Wald, einen noch frischgebackenen Kriminalhauptmeister mit flottem rotem Schnauzbärtchen und skeptischem Gemüt. Er sucht sofort den empörten, ansonsten recht bieder wirkenden Spaziergänger auf. Er sei kaufmännischer Abteilungsleiter bei einem Eisenacher Großhändler, zur Stunde wegen des erschütternden Vorfalls krankgeschrieben, und er habe keinen Verdacht. Der halbkahle Mann verneint auch entschieden, er könne Feinde haben. Darauf deutete sich an, warum Sierloff, Anfang 40, den vergleichweise jungen und kritischen Hauptmeister geschickt hatte. »Und warum halten Sie dann diesen gefährlichen Hund?« fragt er den Krankgeschriebenen frech. Schüssenbach meinte den Rottweiler. Dessen Halter braust natürlich sofort auf. Rolli fresse jedem aus der Hand, knurrt er. Der krümme keinem höflichen Mitbürger auch nur ein Härchen. Rolli sei fast sein bester Freund gewesen. Und dann so etwas! schluchzt der Mann. In einem angeblich freien Land! Ob der Herr Hauptmeister ein Land wüßte, in dem keine Hunde gehalten würden? Der Hund zähle seit der Steinzeit zu den treusten Begleitern des Menschen, und das könne er, Arnfried Behnke, nur bestätigen ...
~~~ Schüssenbach zog noch einige fruchtlose Erkundi-gungen ein, fuhr nach Gotha zurück und schrieb einen eher knappen Bericht. An dessen Schluß empfahl er gar nichts. Sierloff speicherte dieses Dokument am richtigen Ort und verzichtete darauf, es mit ihren Leuten zu erörtern. Wahrscheinlich hätte jeder den Vorfall spätestens nach drei Tagen vergessen, aber da wurde der nächste Anschlag gemeldet. Wieder aus Günthersroda! Und auch in diesem Fall war das Todesopfer der Köter. Es handelte sich um einen noch jungen Schäferhund, der mit seiner Herrin auf einer immerhin schon abgemähten Wiese Stöckchen fangen spielte. Der Schütze – falls es ein Mann war – verpaßte ihm wie im Fall des Rottweilers einen Kopfschuß. Das seien vielleicht zwei Zufälle zuviel.
~~~ Das findet Sierloff auch, und da die Medien bereits beginnen sich zu überschlagen, begibt sie sich umgehend persönlich nach Günthersroda. Schüssenbach begleitet sie. Wie sich zeigt, liegt das Städtchen in deckungsreicher Gegend, ein Paradies für Hunde und deren MörderInnen. Die fragliche abgemähte Wiese zog sich zu einem kleinen bewaldeten Hügel hinauf. Vom Tatort bis zum Gehölz waren es rund 500 Meter. Aufschlußreiche Spuren fanden sich auf den ersten Blick nicht. Als sie die Halterin des Schäferhundes aufsuchten, erzählte sie ihnen ungefähr den gleichen Sermon wie der Großkaufmann. Den kenne sie übrigens nicht, höchstens vom Sehen, da man ja regelmäßig die Hunde ausführe. Wo das alles enden solle, jammert die Dame, die einen Frisiersalon unweit des Marktplatzes betrieb.
~~~ Sierloff versprach ihr das Blaue vom Himmel und berief in ihrer Dienststelle sofort einen kleinen Krisenstab ein. Die meisten KonferenzteilnehmerInnen teilen ihren Verdacht, der Täter habe es mit Absicht »nur« auf Hunde abgesehen. Über seine Gründe könne man sicherlich spekulieren, aber man müsse trotzdem etwas tun, denn der dritte erschossene Hund liege sozusagen bereits in der Luft. Vielleicht habe man es mit einem Verrückten zu tun, meint Kalkmann »al-Fahl« mit theaterreifem Heben seiner Arme. Oder um den Rachefeldzug eines Hundehassers, der zum dritten Male von Nachbars fettem Dackel gebissen oder angepinkelt worden sei. Schüssenbach kicherte. Der Spitzname von Obermeister Kalkmann, ein langhaariger Blonder um 50, war von dem arabischen Dichter Alkama al-Fahl des sechsten Jahrhunderts abgeleitet. Dessen Beiname bedeudet »der Hengst«. Kalkmann war als Schürzenjäger verrufen. Die strammen Brüste seiner Chefin waren ihm ohne Zweifel ein beständiger Dorn im Auge, weil er nicht an sie herankam. Kürzlich soll er sich einmal, auf Besuch bei Sierloff, Anzüglichkeiten gegen deren Tochter Annegret erlaubt haben, eine 17jährige Oberschülerin. Das Mädchen habe ihn mächtig angefaucht und die Drohung ausgestoßen, beim nächsten Mal kratze sie ihm die Augen aus. Dabei hatte er eigentlich hübsche Augen, nahezu himmelblau.
~~~ Der Krisenstab beschloß Trostworte für eine Presse-konferenz, darunter die Versicherung, für den Raum Günthersroda werde wegen der mutmaßlichen Anschlags-serie sofort ein spezieller Streifendienst eingerichtet. In der Tat fiel Nummer Drei der mutmaßlichen Serie bereits am übernächsten Tag. Eine Mitarbeiterin der geschrumpften Poststation des Städtchens war mit ihrem Dobermann am frühen Abend zum nahen Teich des örtlichen Angelsportvereins gefahren und drehte dort mit ihm die gewohnten Runden. Der tödliche Schuß auf ihren kurzhaarigen braunen Wächter wurde offensichtlich, wie die Kripo etwas später feststellte, von einem 600 Meter entfernten größeren Umspannhäuschen aus abgegeben, das auf einer Seite an den Waldrand stieß. Die Frau von der Post hatte sich natürlich wie der gelbe Blitz in ihren Wagen gehechtet, weil sie in ihrer verständlichen Aufregung ihr Smartphone nicht gefunden hatte. Sie raste zur Polizei. Als diese am Teich eintraf, hatte sich der Täter längst aus dem Staub gemacht.
~~~ Spätestens anderntags ist in den Medien die Hölle los. Sie sprechen nun plötzlich alle einmütig vom »Hunde-killer«, schreien nach Schutz und blasen zur Jagd. Sierloff sieht sich von wahren Rudeln sogenannter Experten und Tierfreunde angefeindet. Es gibt freilich auch ein paar Leute oder Dokumente, die erbitterte Ablehnung von Hundehaltung durchaus nachvollziehen können. Diesbezüglich wird der Kommissarin tragischerweise die eigene Tochter zum Ärgernis. Sie lebt mit Annegret in einer Dachwohnung unweit des Schloßparks allein. Beim Abendbrot kommt zwangsläufig auch die Anschlagsserie auf den Tisch. Das Gespräch wird rasch hitzig. Sierloff sagt bekümmert, man tappe ja leider auch in der Motivfrage im Dunkeln. Sie wüßte doch zu gerne, was der Schütze – falls es ein Mann sei – gegen die Hunde habe. Nun braust Annegret auf. Was daran so schwer zu begreifen sei? Die Hunde zählten zu den verbreitesten und schillerndsten Seuchen dieses Planeten. Diesen Satz hatte sie aus einem Aufsatz des anarchistisch gestimmten Schriftstellers Kurt Sommergut, den sie auch freimütig erwähnt. Sommergut hänge sich an einem kleinen Mädchen auf, daß zufällig auf einem nordthüringischen Dorf von Kampfhunden zerfleischt worden war. Aber bei den statistisch gut belegten toten und schwerverletzten Hundeopfern halte er sich gar nicht lange auf. Hunde seien in schöner Abwechslung die Knutschkissen und die Prügelknaben des Bürgers. Kurz, sie seien dessen Sklaven. Deren Unterhalt koste die Volkswirtschaft jährlich eine Summe, mit deren Hilfe man alle palästinensischen Kinder aus Nahost in Berlin oder Erfurt studieren lassen könne. Dafür erspare der Köter dem Bürger das Honorar für einen Psycho-therapeuten, weil ihm sein Liebling die Minderwertigkeits-komplexe abnehme und ihm zu ungeahntem Machtgefühl verhülfe. »Vielleicht solltet ihr den Aufsatz in der Kripo einmal gemeinschaftlich lesen. Er steht in Sommerguts Blog. Warum steht er eigentlich nicht in der Berliner Zeitung, die du immer liest? Ich will es dir sagen: Weil das Blatt dann auf der Stelle mindestens 30 Prozent seiner Leserschaft verlöre. Habe ich recht ..?«
~~~ Die Mutter zupft sich am Ohrläppchen und räumt ein, dies alles sei nicht so ganz aus der Luft gegriffen. Die Tochter schiebt nach: »Übrigens weist Sommergut zurecht darauf hin, den beißenden, bellenden oder scheißenden Kötern könne man natürlich keinen Vorwurf machen. Ihre HalterInnen seien das Problem. Er selber habe einmal die keifende Dompteuse einer Dänischen Dogge geohrfeigt, nachdem sie diese wieder in ihren Vorgarten gesperrt hatte, und das bereue er bis heute nicht.«
~~~ »Ach«, sagte die Mutter stirnrunzelnd. »Soll der Schütze aus Günthersroda lieber auf die jeweiligen ZweibeinerInnen schießen ..?«
~~~ »Keine schlechte Idee!« erwiderte Annegret. Damit stieß sie schroff ihren Stuhl zurück, ging zur Küchentür und warf dieselbe hinter sich zu.
~~~ Von der Empörung der sogenannten Öffentlichkeit erpreßt, ruft Sierloff am nächsten Morgen Soldaten aus der Gothaer Friedenstein-Kaserne zur Hilfe und läßt die ganze Umgebung von Günthersroda durchkämmen. Schüssen-bach hält das für wenig sinnvoll, verkneift sich jedoch wohlweislich ein Widerwort. Es handle sich eben um die übliche, nutzlose Beruhigungspille, sagt er sich, ein Placebo. Mit dem gesuchten »Hundekiller« wird man so auch noch die HundehalterInnen verscheuchen. Was wolle man da noch finden? In der Tat stöbern die FahnderInnen weder den Übeltäter noch hilfreiche Spuren auf. Darauf zieht Sierloff die KämpferInnen in den gefleckten Tarnanzügen wieder ab und verdreifacht dafür den Streifendienst. Die Streifenpolizisten müssen nun die gefleckten Tarnanzüge anziehen.
~~~ Am nächsten Tag, vor dem vierten toten Hund vielleicht, wird Sierloff endlich ein Lichtblick gemeldet. In der Flur macht sich ein offenbar älterer Mann verdächtig, der vor einer vierköpfigen Streife mit seinem Fahrrad und dessen Anhänger in ein Dickicht am Fuß eines Felsens auszuweichen scheint. Die Aufforderung, sich auszuweisen, beantwortet er mit Gewehrschüssen. Zwei Beamten werden verwundet. Dann gelingt es einem dritten, der den Felsen von hinten erklommen hat, den tollwütigen Alten kampfunfähig zu machen. Er schießt ihn gleich in den Kopf.
~~~ Sierloff ist entsetzt und jagt mit Schüssenbach hinaus. Der Notarzt sei bereits verschwunden, die Leiche zum Kühlhaus unterwegs. Dafür hat sich inzwischen ein einheimischer Forstbeamter zu der Streife gesellt. Er kenne den toten Alten; dieser habe mit seinem angehängten Karren immer Fallholz gesammelt. Es handle sich um den alleinstehenden, wohl ungefähr 75jährigen Paul Lodenbrink vom westlichen Stadtrand. Seine Waffe stellt sich als Scharfschützengewehr mit Schalldämpfer und Zielbock heraus. Wie es aussieht, hatte er sie stets in einer Holzfuhre verborgen. Die eingesetzte Munition deckt sich mit den Funden in den erlegten Hunden. Der Förster beschreibt der Kommissarin den Weg zu Lodenbrinks Häuschen. Der Buchhändler am Markt kenne den Mann übrigens auch. Sierloff bedankt sich und nickt, an Schüssenbach gewandt, zu ihrem zivilen Dienstfahrzeug. »Ich würde sagen, wir fahren erst einmal zu dem Häuschen, Markus. Bist du einverstanden?«
~~~ Das schmucklose, eingeschossige Häuschen lugt mit einem Giebelfenster aus recht verwildert wirkenden Obstbäumen hervor. Nebenan liegt eine ausgedehnte Pferdekoppel. Das niedrige Gartentor hat lediglich einen Riegel, den jedes Kind bedienen kann, nur ein Dackel wahrscheinlich nicht. »Welche himmlische Ruhe!« stellt Sierloff etwas schwärmerisch fest, während sie auf die Haustür zuhalten. Diesen Gedanken kann sie allerdings nicht ausspinnen, weil von der anderen Grundstücksseite her, wo ein Zweifamilienhaus steht, jähes Hundegebell an ihre Ohren dringt, worauf Schüssenbach prompt kichert. »Mein Gott!« knurrt Sierloff kopfschüttelnd, »das hat uns gerade noch gefehlt. Oder dem Lodenbrink, was ..?« Ihr Begleiter nickt und grinst.
~~~ Nachdem sie mehrmals an die Haustür geklopft haben, öffnet sich diese um einen Spalt. Schüssenbach will gleichsam automatisch seinen Schuh in den Spalt stellen, aber Sierloff hält ihn am Hosenbein zurück. In dem Spalt ist das verweinte und argwöhnische Gesicht einer Frau zu sehen, die um 50 sein mag. Kaum hat sich die Kommissarin vorgestellt, erwidert die schwarzgelockte Frau, sie gebe keine Auskunft. »Wenn Sie etwas von mir wollen, laden Sie mich vor. Ich erscheine dann in Begleitung meines Rechtsanwaltes.« Damit wissen sie immerhin, die Dame kennt sich in den Bürgerrechten aus. Sie rückt sogar ihre Personalien und den Hinweis heraus, eine langjährige Freundin von Lodenbrink zu sein – neuerdings freilich nur noch seine Erbin. Sie habe die Mordnachricht gerade schon im Radio gehört. »Auf Wiedersehen!« Damit schlägt sie der Kommissarin die Tür vor der Nase zu.
~~~ Sierloff ist ziemlich durcheinander. Schüssenbach streicht sein rotes Bärtchen, sieht sich um und nickt erleichtert zur benachbarten Pferdekoppel. »Halten wir uns doch einfach mal an die Reiterin, Ruth!« Die Kommissarin stimmt mit einer Handbewegung zu.
~~~ Die gertenschlanke und flachbrüstige Reiterin sattelt gerade ihren Fuchs ab. Sie scheint noch nicht im Bilde, im übrigen freundlich zu sein. Eigenbrötler Lodenbrink lebe allein und empfange selten Besuch. Er sei Zimmermann im Ruhestand. Kein geselliger, aber stets ein höflicher und hilfsbereiter Mensch. Neulich erst habe er ihr ein paar frische Pfosten angespitzt und sogar eingeklopft. Ja, er streife viel durch die Gegend, wegen Fallholz, Pilzen, Heilkräutern und dergleichen. Na, das wußte die Kripo bereits.
~~~ Sie fahren zum Markt. Der Buchhändler weiß Bescheid, hat er doch gerade, mangels Kundschaft, Rundfunknachrichten gehört. Er ist schon weißhaarig, möglicherweise in Lodenbrinks Alter. Er verzichtet darauf, Bestürzung zu heucheln und erklärt ihnen, Lodenbrink sei »ein alter 68er« aus Westdeutschland gewesen. Nach der »Wende« sei er nach Thüringen gegangen, wo er mit ein paar Freunden eine genossenschaftliche Zimmerei betrieb. Ja, er sei recht radikal gestimmt gewesen, das sei kein Geheimnis. Jetzt grinste der Buchhändler. »Was die Hunde angeht, bin ich übrigens selber mal angefallen worden. Es war beim Radfahren überland. Ein losgerissener, jedenfalls freilaufender und plötzlich sehr wütender Terrier verbiß sich in meine rechte Wade. Nun wußte ich zwar, wenn ein Köter angreift, sollte man ihn möglichst vor die Schnauze treten, denn die ist seine empfindlichste Stelle. Aber folgen Sie diesem Ratschlag einmal als Einbeiniger! Während der Köter an Ihrem anderen, freien Bein hängt! Also da war nicht viel zu machen. Der Hund wurde dann zurückgepfiffen, die Wunde genäht. Ich verzichtete jedoch darauf, die Strafverfolgungsbehörden einzuschalten, wie man ja immer sagt ...«
~~~ Sie lachten zu dritt und schüttelten sich zum Abschied die Hände.
~~~ »Also weißt du, Markus«, sagte die Kommissarin während der Rückfahrt etwas unvermittelt, »diese Freundin aus dem verwilderten Obstgarten halten wir lieber mal aus den Akten heraus. Was hätten wir davon zu wissen, ob er MitwisserInnen hatte? Stimmst du mir zu?«
~~~ Schüssenbach dachte nicht lange nach. »Selbstver-ständlich, Ruth. Du bist die Chefin. Übrigens wäre ich nicht verblüfft, wenn es der alte Eigenbrötler auf seinen Tod im letzten Gefecht durchaus abgesehen hätte. Das ist meine jüngste Theorie, wenn du gestattest … Lodenbrink war verbittert, vielleicht auch schon ernsthaft krank. Jedenfalls hatte er dieses Hundeleben im digitalen Zeitalter, wo schon jeder 5jährige beim Gang zum Bäcker mit seinem Smartphone spricht, gründlich satt. Ein gewöhnlicher Selbstmord wäre ihm aber zu feige oder wenigstens gar zu nutzlos vorgekommen. Ergo heckt er diesen Feldzugsplan gegen die Hunde aus. Er war ja nicht dumm. Er mußte abgesehen haben, schon noch wenigen Volltreffern gestellt zu werden … Was hälst du von meiner Theorie?«
~~~ Sierloff sah ihn mit verstülpten Lippen und etwas spöttisch an. Schließlich erwiderte sie lediglich: »Ich werde darüber nachdenken. Fahre bitte nicht vor den nächsten Baum, meine Tochter braucht mich noch. Apropos! Setze mich in Gotha bitte in der Ernststraße ab, ich bin etwas ruhebedürftig. Ich gehe dann später zu Fuß in unser Hauptquartier.«
~~~ Auf dem Weg zum Schloßpark streiften sie zwangsläufig das altehrwürdige Gymnasium, das auch Annegrets Schule war. Plötzlich bremste Schüssenbach. Auf der roten Backsteinmauer des Schulhofes war eine leuchtend weiße, anscheinend frisch hingepinselte Parole zu sehen. »Hunde, wollt ihr ewig leben?« fragte die Inschrift jeden Schüler, Lehrer und Passanten.
~~~ Es war ein Zitat. Schüssenbach kannte sogar die Quelle, verriet aber seiner Chefin erst einmal gar nichts. Stattdessen hielt er sich rasch die Hand vor den Mund, um nicht vor Lachen laut heraus zu prusten. Sierloff machte immerhin große Augen, während sie, Schüssenbachs Gurgeln im Ohr, unverwandt auf die Inschrift starrte.
~~~ »Wenn da nicht mein Töchterchen hinter steckt«, murmelte sie schließlich mit halbwegs gefaßter Stimme, »fresse ich einen Besen ...«
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