Montag, 15. Dezember 2025
Werner Bischof
Verfaßt 2019

Wie der bekannte schweizer Fotograf (1916–54) so früh zu Tode kam, deutet mein Brockhaus mit keinem Komma an. Jedenfalls lag er nicht im Bett. Durch seinen Militärdienst im Zweiten Weltkrieg war der durchaus erfolgreiche Mode- und Werbefotograf auf ein anderes Sujet gestoßen: das Leid bedrohter oder verelendeter Menschen. Er veröffentlichte nun dokumentarische Fotos in der Presse, ab 1949 im Rahmen der engagierten Pariser Bildagentur Magnum. Bischofs eindringliche Bilder von verschiedenen Kriegs- und Hungerschauplätzen fanden weltweite Verbreitung. Allerdings standen sie mit ihrer gekonnten Ästhetik oft im Widerspruch zu dem Elend, das sie zeigten – ein grundsätzliches Problem. Ab 1953 durchstreifte der zukünftige »Klassiker der Schwarzweißfotografie« den amerikanischen Kontinent. Gefechte in Indochina hatte Bischof überlebt, aber hier, in den peruanischen Anden, traf den 38jährigen das Unfallpech. Am 16. Mai 1954 in einem Chevrolet Station Car mit dem Geologen Ali de Szepessy-Schaurek und dem einheimischen Chauffeur Luis Delgado unterwegs*, kam der Wagen am Cerro Peña del Aguila (bei Cajamarca) in einem Ort namens »Adlernest« von der Straße ab und stürzte in eine Schlucht. Alle drei starben. Wie es aussieht, nahmen sie die näheren Umstände dieses Straßenverkehrsunfalls mit ins Grab. Oder sollte jemand in dem Dörfchen nach Augenzeugen gefahndet haben? Wenige Tage nach dem Unglück gebar Bischofs Frau Rosellina, wohl in Zürich, ihren zweiten Sohn Daniel. Der erste, Marco, heute Bischofs Nachlaß-verwalter, war damals knapp vier. Auf der sogenannten offiziellen Webseite zu Bischof werden dessen Mitsterber nicht erwähnt. Dito in der deutschen Wikipedia. Sie waren zu unwichtig.

* NZZ 15. Mai 2004, »Der Unvergessene«, online https://www.nzz.ch/article9JOYF-ld.301261?reduced=true
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