Montag, 15. Dezember 2025
Brunnen
Verfaßt 2023

Die elsässische Kleinstadt Oberehnheim (französ. Obernai, elsäss. Ewernah) liegt bei Straßburg, genauer am Fuß des Odilienberges, wie Brockhaus betont. Dieser Name kommt von einer adeligen Dame Odilia, die einst ein Frauen-kloster auf den Berg setzen ließ. Die können wir schnell vergessen. Wie das Lexikon allerdings weiß, hat die Ewernahsche Altstadt (seit 1579) auch den Sechseimer-brunnen zu bieten. Bei diesem Namen runzelt man doch die Stirn und schwimmt eine Weile verunsichert im Internet umher. Abbildungen mit sechs am Brunnenfuß abgestellten Eimern finden sich jedenfalls nicht. Dafür kommt man schließlich auf den Trichter, sich die schwachsinnigen Blumenkübel wegzudenken, die einem Internetfoto zufolge neuerdings unter dem baldachin-förmigen Dach des Ewernahschen Sechseimerbrunnens schaukeln. Dadurch gewinnen die drei Rollen aus Eisen an Gewicht, die das Foto ebenfalls zeigt. Über sie laufen oder liefen die Ketten. Es dürfte einst ungefähr so gewesen sein, wie sich einer alten technischen Zeichnung* entnehmen läßt. An jeder Kette hingen zwei Eimer; der untere zum Schöpfen, der obere im Wartestand. War der eiserne oder jedenfalls beschwerte Schöpfeimer voll, zog man ihn mittels der Kette hinauf, sodaß nun der leere Eimer absank und zum Schöpfen bereit war. Da jedoch drei Rollen zur Verfügung standen, kommt man mit Leichtigkeit im ganzen auf die namensgebenden sechs Eimer. Wie anstrengend das Fördern war, kann ich leider nicht sagen. Äbtissin Odilia wird es sich so oder so kaum zugemutet haben. Ein anderes Problem bestand wahrscheinlich in der Verunreinigungs- oder gar Seuchengefahr. Man liest aber auch, in den meisten mittelalterlichen Städten habe es diesbezüglich strenge Verordnungen und Überwachungen gegeben, obwohl man noch nicht wußte, was Keime oder Bakterien und gepanschte Impfstoffe gegen Corona sind.

* https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/YNCTJ4IPT6TTD5TMLOBKSAUPTCV33LQA
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