Samstag, 23. Juni 2012
Grüße aus Nordhessen
Umfang 18 Druckseiten. Verschiedene Stücke aus dieser Betrachtung erschienen um 2000 in der Presse, „Xylothek“ im Kursbuch (133). Sie sind zudem in meinem Stockraus von 2009 enthalten.


Kassel + Dörnberg + Villa Henschel + Josias & Wittekind + Fritz-Schulz-Platz + Korbach + Goethes Fürze + Xylothek + Gerhard Fieseler



Kassel

Wie der Name eines weithin beliebten gepökelten Schweinsrippenstücks bereits andeutet, kann aus der nordhessischen Metropole an der „Fulle“ (Fulda) schwer-lich Gutes kommen. Auszunehmen wäre das listige Schel-menpaar Ephesus & Kupille, nur hat es sich leider – etwa im Gegensatz zur sogenannten Documenta – niemals überregional durchgesetzt.

Wahrscheinlich steht Kassel mit dem neun Meter hohen Herkules, der sich über dem Habichtswald auf seine Keule stützt, unter einem gar zu gräßlichem Stern. Im wenig tiefer gelegenen Schloß Wilhelmshöhe trieb bereits „König Lustig“ Jerome Bonaparte kostspielige Späße, die uns der Kasseler Jusoführer Hans Eichel später als Schröders Finanzminister ausbaden ließ. Zu den ersten Synagogen, die im deutschen Herbst 1938 brannten, zählte die in der Unteren Königstraße. Als Nazihochburg und „Stadt der Reichskriegertage“ beschickte Kassel den Präsidenten-sessel des Berliner „Volksgerichtshofes“ mit Roland Freisler. In den eigenen Mauern hatte es die „Sonder-richter“ Fritz Hassencamp und Edmund Keßler vorzu-weisen, die den 29jährigen ungarischen Diplomingenieur Werner Holländer am 20. April 1943 wegen „Rassen-schande“ zum Tode verurteilten. Sie selber wurden sieben Jahre darauf mit jener bekannten Begründung freige-sprochen, die nur von DDR-Bürgern nicht bemüht werden darf: da sie sich an damals geltende Gesetze gehalten hätten, stelle ihr grausamer Urteilsspruch wegen einiger Stelldicheins mit deutschen Mädels keine vorsätzliche Rechtsbeugung dar. Holländer war bei Henschel beschäftigt gewesen. Ob die lohnende Waffenschmiede gegen den Justizmord protestierte, ist nicht bekannt, dagegen wissen wir, daß sich Kassel ihr zuliebe im Oktober 1943 von den Briten in Schutt und Asche bomben ließ. Meine Großmutter Helene verlor einen Sohn, ihre Wohnung und für den Rest ihres Lebens ihr seelisches Gleichgewicht. Ihr anderer Sohn wurde Pfarrer.

Ohne sündebewußten Kult scheint Kassel nicht zu gedeihen. 1955 leidlich wiederaufgebaut, rief es zum Ersatz der Reichskriegertage die eingangs erwähnte verblasene Erotikmesse der SchaumschlägerInnen der Welt ins Leben. Documenta Nr. 4, im glorreichen Jahr 1968 veran-staltet, stand im Zeichen von Christos „Penis“, den ein Dutzend angeheuerter junger Himmelsstürmer schließlich mit Hilfe von Tauen in der Karlsaue hochgebracht hatte. Die mit Helium gefüllte Plastikwurst war höher als der Martinsdom.

Wie Neil Armstrong wenig später vom Mond aus erkannte, war sie Kitsch. Dieser will – nach Robert Gernhardt – „wie die Kunst Empfindungen wecken und Wirkungen hervor-rufen, doch unter Verzicht auf artistische oder intellek-tuelle Leistung“ (aller Beteiligten). Christo verblüffte als Leistungssportler. Der Weg vom Kitsch zum Krieg ist kürzer als das Röhren eines Hirsches.


Dörnberg

An seinem kalkhaltigen Südhang hätte ich die heimische Orchideenvielfalt studieren können. Doch machte mich Botanik um 1970 noch nicht manisch. Ich warf mich lieber auf Baran/Sweezys Monopolkapital und Karl Marx höchstselbst. Andere wichtige Bestimmungsbücher hatten Adorno/Horkheimer geliefert. Ich verfügte über ein helles Praktikantenzimmer in Hessens linker Hochburg, dem Landesjugendhof auf dem Dörnberg. Zur freien Kost gesellten sich etliche „Referenten“-Honorare, denn das Haus veranstaltete rund ums Jahr Seminare.

Der dominierende Löwe des Dörnbergs hieß Gerhard Büttenbender. Er sprach wie Adorno, sah aber nicht so aus. Um 30, mittelgroß, war sein markanter Schädel von der blonden Mähne gekrönt. Da sein Adornitisch einen mainfränkischen Akzent besaß, ließ sich der kehlige Klang nicht unbedingt seinen 40 täglichen Rothändl-Zigaretten anlasten. Er blies gern durch die Nüstern. Er bewegte sich lässig und lachte häufig wiehernd, was sein Löwenhaupt zum Pferdeschädel machte. Sein Busenfreund war Adolf Winkelmann. Mit diesem aufstrebenden Filmemacher aus dem nahen Kassel teilte Kunstpädagoge Büttenbender fast jede Vorliebe. Man hörte Warhols Velvet Underground und Tiny Tim, fuhr Limousinen von Volvo und heiratete „die Zwillinge“. Man achtete selbstverständlich auf feine Unterschiede. Während Adolf einen silberfarbigen modernen Volvo mit Fünfganggetriebe fuhr, hatte Gerhard eine Antiquität ergattert. Sein olivgrüner Volvo ähnelte den buckligen Gangsterkarossen und hatte hellbraune Ledersitze.

Bei einem Autounfall wurden die Zwillinge schwer verletzt, genasen jedoch. Adolf war die schöne Jutta, Gerhard die schöne Gisela zugefallen. KennerInnen konnten sie immer auseinanderhalten. Sogar ich. Obwohl schon 19, hatte die antiautoritäre Freizügigkeit meine christliche Verklemmt-heit nicht zu knacken vermocht. Ein Jammer angesichts des jugendhofeigenen Hallenbads, das sich für nächtliche Orgien geradezu anbot. Einmal besuchte mich Barbara, diese Nymphe aus Bad Oeynhausen, von deren verblüffend prallen Brüsten ich bis heute träume. Ich konnte sie noch nicht einmal in mein Bett bewegen; sie saß nur mit entblößtem Oberkörper auf der Kante. Sie hätte mir die Verklemmtheit bestimmt genommen, weil sie noch verklemmter war.

Immerhin griff die Aufklärung auf einem anderen Gebiet. Barbara hatte unlängst an einem Seminar teilgenommen, das Winkelmann und der Marburger Psychologe Christian Rittelmeyer leiteten. Hier floß lediglich Theaterblut. Es handelte sich um eine nordhessische Variation auf die berühmten Folter-Experimente Stanly Milgrams. Der US-Psychologe hatte in Versuchsreihen nachgewiesen, daß die nettesten Menschen zu Sadisten werden, wenn man sie autoritären Strukturen unterwirft. Sie quälen eine ihnen unbekannte Versuchsperson (mit Elektroschocks) nicht etwa aus „natürlicher“ Aggressivität, sondern weil sie sich in dem weltweit beliebten „Befehlsnotstand“ wähnen. Adolf Winkelmann bediente sich der Autorität einer Filmproduktion. Die vor der Kamera an einen Stuhl gefesselte Versuchsperson sollte „nur“ aus rein wissen-schaftlichen oder ästhetischen Gründen geohrfeigt werden. Der betreffende Seminarteilnehmer hatte die Heftigkeit der Ohrfeigen zu steigern. Wie sich zeigte, schlugen einige TeilnehmerInnen auch dann weiter, wenn dem Gefesselten bereits das Blut aus den Mundwinkeln rieselte. Das war das Theaterblut. Unser Mann hatte Farbbeutelchen im Mund gehabt und zur geeigneten Zeit zerbissen.

Im zweiten Teil des Seminars schloß sich an die Enthül-lung der Vorwände eine Erörterung des Experimentes an. Als Mensch, der aus solcher abenteuerlichen Jugend tatsächlich etwas gelernt hat, fühle ich mich zuweilen stark in der Minderheit. Außer einer Handvoll Kommunarden, Sträflingen und vielleicht Jutta Ditfurth sind sie alle umgefallen. Sie sind das ewige Moralisieren über den deutschen Faschismus leid. Sie führen weltweit Krieg, weil unser germanischer „Standort“ mal wieder zu eng wird und uns „mehr Verantwortung“ diktiert. Sie beteuern, wenn es die Staatsräson erfordere, müsse man auch einen Airbus voller Zivilisten abschießen. Auf dem kahlen Teil des Dörnbergs wurde damals Segelflug betrieben.


Villa Henschel

Wir sehen das hohe eicherne Bett einer jungen Frau; mitsamt der sie umgebenden fünf Personen ist die Szene in eine milde Düsternis getaucht, die feinste Abstufungen zuläßt. Auch die spannungsreiche Ausgewogenheit besticht. So korrespondiert der vom Bett abgewandte Mann im linken Vordergrund, der seine Hand vors Gesicht geschlagen hat, mit dem Kruzifix, das über dem Kopfteil des Bettes an der Wand hängt. Die junge Frau lächelt leise, obwohl sie sehr erschöpft wirkt. Sie liegt im Sterben.

So auf einem gleichermaßen schönen wie eindringlichen Ölgemälde, das Jules Alfred Giess 1928 schuf. Es hängt in Kassel im sogenannten Museum für Sepulkralkultur. Da sich dieses Museum ausschließlich den Themen Tod und Gedenken widmet, zeigt es neben Gemälden verständ-licherweise eine Menge von Grabmalen und Andenken aller Art. Hölzerne Leichenwagen und Bestattungs-limousinen, Fotos aus Krematorien, Werkzeuge zum Einbalsamieren kommen hinzu. Bücher und Kunstwerke, die sich mit den „letzten Dingen“ befassen, bezeugen nebenbei, wie der Mensch zu anderen Zeiten mit dem Tod umgegangen ist; desgleichen Totenhemden, Todes-anzeigen, Partituren von Totenmessen. Beethoven wurde allein dreimal bestattet, doch berücksichtigt das Museum auch weniger berühmte Leichen. Überragend Georg Pöhleins Fotoserie von 1980/81, die Bilder aus dem Leben meines Großvaters zeigt – was heißen will, vor allem aus dessen letzten Tagen, bis der Großvater auf der Totenbahre liegt. Er könnte Melker oder Schuster gewesen sein. Diese Schwarzweißfotos haben nichts Obszönes. Unkommen-tiert, ergreifen sie durch ihre Nüchternheit. Der Großvater, wie er sich da in sein ärmliches Schicksal fügt, spricht selber.

Dagegen verweist ein anderes Ausstellungsstück ungewollt auf einen Mangel des Museums. Auf einer hübsch be-malten Schnupftabakdose (um 1820/50) sitzen sich der Tod und Napoleon gegenüber. Die Verantwortlichen wirken an der Verbreitung der Legende mit, beim Sterben handle es sich stets um eine private und dazu noch natürliche Angelegenheit. In Wahrheit kommen unzählige Menschen durch Gewaltverbrechen, Rassismus, Imperia-lismus, Hunger – kurz durch kriminelle gesellschaftliche Verhältnisse um. Man könnte hier bei der Firma Gebrüder Kain & Abel anfangen, um vermittels der Feldzüge Napoleons und der US-britischen Ölscheichs beim rotgrünen Duo Scharping/Fischer zu landen, das angeb-liche „Vernichtungslager“ zu verhindern trachtete, indem es ganze Staaten beseitigte. Diesen Bogen schlägt das Museum mit seinen vielen Toren oder Portalen so gut wie nicht (Stand 2008).

Es könnte natürlich einwenden, irgendwo müsse man Grenzen ziehen, sonst spräche man nicht mehr über die letzten, sondern über alle Dinge. Dem kann jedoch der Sitz des Museums entgegen gehalten werden. Der Weinberg, der sich unweit des Rathauses über der Karlsaue erhebt, ist beste Kasseler Wohnlage. Umgeben von einem hübschen Park, standen hier vor dem Zweiten Weltkrieg die mit seitlichem Turm protzende Villa Henschel und bis 1932 auch das jüngere, noch prunkvollere Haus Henschel. Das letztere ließ Oskar Henschel abreißen, weil es leerstand, kaum verkäuflich, dafür hochbesteuert war.* Die Villa machte wenig später Bekanntschaft mit britischen Bomben. Für die Remise der Villa galt dies offensichtlich nicht. Eigentlich nur Stall- und Kutschengebäude, ähnelt diese Remise selber einer großzügigen Villa aus der Gründerzeit. Gekonnt um einen Neubau erweitert, ließ sich hier das Museum für Sepulkralkultur nieder.

Am 22. Oktober 1943 war die Remise der Villa Henschel wie durch ein Wunder verschont geblieben. Damals flogen britische Jäger einen massiven Angriff, der Kassel zu fast 80 Prozent in Schutt und Asche legte. 418.000 Bomben gingen auf die Stadt nieder. Wie Zeitzeuge Willi Beiz in seinen Erinnerungen erwähnt, stand selbst der Asphalt der Straßen in Flammen, was etliche Schutzsuchende in Fackeln verwandelte. Im Ergebnis waren knapp 10.000 EinwohnerInnen tot, gut 10.000 verwundet, rund 150.000 (von 230.000) obdachlos. Die Stadt glich einer Steinwüste. Auf einem Foto – das nicht im Museum zu sehen ist – unternimmt ein offener Pkw eine Besichtigungsfahrt durch die Ruinen. Neben dem Höheren SS- und Polizeiführer Josias Erbprinz zu Waldeck und Pyrmont, der im nahen Barockstädtchen Arolsen noch heute ein hohes Ansehen genießt, ist Herr Dr. Joseph Goebbels, Reichsminister für „Volksaufklärung“, zu sehen. Doch aufgeklärt hatten eher die Briten. Seit Monaten war durch Noten an die Hitler-regierung und durch abgeworfene Flugblätter bekannt gewesen, welche Städte von den Briten als zum Kampf-gebiet gehörig betrachtet wurden.

Wenn auch Kassel Haß und Bomber auf sich zog, war die Familie Henschel nicht gerade unbeteiligt daran. Neben einem Militärflugplatz in Rothwesten und den Waldauer Fieseler-Werken, die mit über 5.000 Beschäftigten Flugzeuge bauten, barg Kassel das traditionsreiche Unternehmen Henschel & Sohn. 1777 als Geschütz- und Glockengießerei gegründet, mauserte sich das Unter-nehmen bis zum Oktober 1943 zu einer großangelegten Panzerschmiede mit rund 3.000 Beschäftigten. 1976 war es noch wertvoll genug, um vom Thyssen-Konzern geschluckt zu werden, der sich ja ebenfalls traditionell der Förderung der Sepulkralkultur verpflichtet fühlt. Im Turiner Stahlwerk der Thyssenkrupp AG brannten in der Nacht zum 6. Dezember 2007 wegen seit langem angeprangerter Sicherheitsmängel sieben Arbeiter wie Fackeln ab; es gab spontane Streiks und Demonstrationen.

Doch im Museum weder von sogenannten Arbeitsunfällen noch von Henschel und der Bombennacht eine Spur. Der Lyriker Paul Celan erlaubte sich wegen der Krupps, Henschels, Thyssens die Idee, den Tod einen Meister aus Deutschland zu nennen. Das öffentlich subventionierte Museum tut das lieber nicht.

* HNA-Regiowiki, abgerufen Oktober 2015


Josias & Wittekind

Josias Erbprinz zu Waldeck und Pyrmont residierte bis zu seinem Tod 1967 mit geringen Unterbrechungen in Arol-sen, das ein in vielen Kunstführern gerühmtes Barock-schloß hat. In Wolfgang Meddings umfangreicher Stadt-geschichte Korbach von 1955, die auch als wichtiges Werk zur Geschichte des Fürstentums Waldeck gilt, taucht der Erbprinz mit keinem Sterbenswörtchen auf. Für Medding hat er nie existiert.

Dabei hatte Josias sicherlich nicht nur einmal in der nahen Kreisstadt Korbach zu tun. Vor mir liegen Fotos. Reichs-bauernführer Darré spricht vor 7.000 Leuten auf dem Hauerplatz. Die Parade in der Hindenburgstraße nimmt Josias ab. Wie sich versteht, trägt er die schwarze Uniform der SS. Josias war nicht irgendwer. Als einer der ersten Vertreter des deutschen Adels hatte er sich gleich 1929 – da ließ sich das Fürstentum Waldeck endlich von Preußen einverleiben – der SS angedient. Er sorgt dafür, daß seine Residenz Arolsen Garnisonstadt und eine Hochburg der Nazis wird. Bei der „Ausschaltung“ der um Ernst Röhm gruppierten SA-Führung legt er sich vor Ort – in München – ins Zeug. Eine Zeitlang ist er als Laienrichter an den brutalen Urteilen des Berliner „Volksgerichtshofes“ beteiligt. Schließlich macht ihn sein Duzfreund Heinrich Himmler zu einem der 47 Höheren SS- und Polizeiführer des „Dritten Reiches“. In Fragen der Gerichtsbarkeit untersteht ihm damit auch das KZ Buchenwald bei Wei-mar. Noch im Frühjahr 1945 befiehlt er dessen Evaku-ierung, was Hunderten Häftlingen das Leben kostet.

22 Jahre später stirbt der 71jährige Landesfürst selber – in Frieden. Die Lokalpresse hat es leicht, den Toten in weißer Weste zu geben, weil niemand in dem Dreck zu stochern wagt, der längst unter den Teppich gekehrt worden ist. Wegen seines „untadeligen“ Lebenswandels, den man ihm nun bescheinigt, war Josias 1947 von einem US-Militär-gericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 1948 zu 20jähriger Haft begnadigt, verurteilte ihn ein Jahr darauf eine deutsche Spruchkammer zu fünf Jahren Arbeitslager abzüglich der bisherigen Haftdauer und zur Abgabe von 70 Prozent seines Vermögens. Selbst das war angesichts des nahenden Wirtschafts- und Verzeihungswunders noch zu viel. So wird er schon 1950 zum „Hausarrest“ auf sein fürstliches Anwesen in Arolsen entlassen, und auch sein Vermögen bleibt nahezu unangetastet. Schließlich ist Sprößling Wittekind da, der solide erzogen und ausgebildet werden muß.

Zwar schreibt auch Gerhard Menk keine Geschichte von unten, doch muß man dem Marburger Staatsarchivar zugute halten, die schändliche Rolle des Josias in seinem Büchlein Waldecks Beitrag für das heutige Hessen (2001) nicht verschwiegen zu haben. Über das 1949 in Fritzlar stattfindende Spruchkammerverfahren gegen Josias gibt er sogar Details, die Anke Schmelings bahnbrechende Josias-Studie von 1993 ergänzen. Scharen angereister AnhängerInnen stärkten ihrem „Fürsten“ den Rücken. Es kam zu Tumulten, die nur durch Polizeieinsatz unter-bunden werden konnten. Von Reue bei Josias keine Spur. Vielmehr bemüht er sich in geschickter Demagogie, sein disziplinarisches Vorgehen gegen den Buchenwald-Lagerleiter Karl Koch mit dem antifaschistischen Widerstand in Verbindung zu bringen. Das nennt Menk frivol. Ein schockierter US-Offizier versichert in seinem Bericht, auf dem Niveau der „Entnazifizierung“ werde in Deutschland keine Demokratie bestehen können.

Inzwischen hat Sprößling Wittekind, Jahrgang 1936, schon seinerseits die 70 überschritten. Mit dem Titel des „Fürsten“ übernahm er von seinem Vater den Sinn für die rechte Traditionspflege. Hessens Ministerpräsident Roland Koch wußte das 2001 durch die Verleihung eines Ver-dienstordens zu würdigen. Unter Wittekinds mehr oder weniger heimlichen Schirmherrschaft konnten in Arolsen noch um 1990 die regelmäßigen „Kameradschaftstreffen“ diverser SS-Einheiten und Wehrmachtsverbände statt-finden. Sein Ruhestand ist gesichert. Das Land Hessen, das sein verkommenes Barockschloß für veranschlagte 20 Millionen Euro sanieren läßt, räumte ihm dort ein Wohnrecht auf Lebenszeit ein. Sein Vermögen – auf 3.000 Hektar Land- und Waldbesitz fußend – wurde vor rund 20 Jahren auf 65 Millionen Mark geschätzt.

Damals empfing er eine Journalistin der Frankfurter Rundschau. Anne Riedel* erkundigte sich auch, wie Wittekind mit seinen berühmten Paten umgehe. „Über-haupt nicht.“ Sich von ihnen zu distanzieren oder zu lösen, halte er für überflüssig. „Die haben sich von mir gelöst. Als ich neun war, waren die tot.“ Nur von daher spricht Wittekind von einem „Fehlgriff“ bei der Auswahl seiner Paten – sie konnten sich nicht mehr um ihn kümmern. Die Paten hießen Heinrich Himmler und Adolf Hitler.

* „Die Anhänglichkeit der alten Kameraden“, FR 7. Juli 1988


Fritz-Schulz-Platz

Jenseits des Korbacher Bahnhofs erstrecken sich die Continental-Gummiwerke, in denen rund 3.000 Leute beschäftigt sind. Allerdings ist die „Conti“ nicht so blöd, ihren Gleisanschluß noch zu nutzen. Schließlich heißt das Hauptprodukt des in Hannover residierenden Konzerns Autoreifen. Allein in der nordhessischen Kreisstadt Korbach werden jährlich acht Millionen davon hergestellt. Für ihren Abtransport sorgen riesige fünfachsige Sattel-schlepper, die so die Lebensqualität im Waldecker Land beträchtlich steigern.

Auch Fritz Schulz stand bei der Conti in Lohn und Brot – bis Anfang 1937. Diesseits des Bahnhofs bewohnte er ein Sandsteinhäuschen, in dem seine Kinder Irmgard (77) und Werner (67) noch heute (2002) anzutreffen sind. Die Gestapo kam nachts um drei. Als nach dem Schellen nicht sogleich geöffnet wird, zertrümmern die Schergen das Oberlicht der Eingangstür, um sie von innen zu entriegeln. Sie legen den schlaftrunkenen Schulz – damals Anfang 40 – in Ketten und stellen das Haus auf den Kopf. Um Beweise für Schulzens „Hochverrat“ zu finden, stürzen sie Schubladen um, brechen Ofenrohre ab, reißen gar Stufen der Kellertreppe heraus. Unten muß die 12jährige Irmgard das Brennholz beiseite räumen. Ihre Mutter Auguste hat den nächtlichen Überfall aufgelöst und ohnmächtig mitanzusehen. „Jedesmal, wenn es in den folgenden Wochen schellte, fuhr unsrer Mutter der Schreck in die Glieder“, sagt Werner. „Deshalb wechselten meine älteren Brüder Fritz und Otto nach der Glasscheibe auch die Schelle der Haustür aus.“

Schon unmittelbar nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 war sein Vater von den Nazis für vier Monate in „Schutzhaft“ genommen worden. Schulz zählte zu den führenden Waldecker Kommunisten. Für die KPD saß er sowohl im Korbacher Stadtparlament wie im Kreistag. Bei der Conti war er als Heizer beschäftigt. Die 1908 von Louis Peter gegründete Korbacher Gummiwarenfabrik war 1929 von Continental übernommen worden. Es nahten frucht-bare Zeiten. Von 1939 bis 45 konnte die Korbacher Conti die Zahl ihrer Beschäftigten von 850 auf 1.700 steigern, was selbstverständlich nicht ohne Zwangsarbeit gelang. Die auf dem Betriebsgelände gelegene „Russenbaracke“ war stadtbekannt. Nebenbei wird heute wieder äußerst gern vergessen, daß sowjetische Kriegsgefangene nach den Juden die größte Opferzahl des faschistischen Wütens stellten: rund dreieinhalb Millionen kamen durch Hunger, Vergasung, Ausbeutung, mörderische Arztexperimente um.

Nach dem berüchtigten Motto Räder rollen für den Sieg dürfte der Anteil der Rüstungsproduktion am Korbacher Conti-Geschäft nicht unerheblich gewesen sein. Der Verständigungsweg war kurz. Ihr 1910 unter Louis Peter errichtetes monumentales Verwaltungsgebäude, das noch heute auf den Korbacher Bahnhof herabsieht, hatte die Firma 1933 an die Stadt vermietet – die ihrerseits NSDAP und SS als Mieter gewann. Ortsgruppenleiter Trebing war ohnehin im Versand der Conti beschäftigt. Im Gegensatz zum parteilosen, jedoch SPD-nahen Bürgermeister Paul Zimmermann gibt Fritz Schulz 1933 nicht seine Gesinnung auf, vielmehr organisiert er die gefahrvolle Widerstands-arbeit im Korbacher Raum. Sein Grüppchen verbreitet illegale Schriften, sammelt 1936/37 heimlich Spenden-gelder für die SpanienkämpferInnen, knüpft Verbindungen nach Hannover und Berlin.

Die geschilderte Verhaftung Anfang 1937 wird Schulz & Genossen von einem Spitzel eingebrockt. Doch Schulz bleibt standhaft. Statt seine „Regimefeindlichkeit“ zu verleugnen, wirft er dem Regime im Gerichtssaal vor, schon zahllosen unschuldigen Kindern ihre Väter und Mütter geraubt zu haben. Den Vorsitz der Kasseler Ver-handlung führt Oberlandesgerichtsrat Wolff. Das Urteil gegen die acht Angeklagten – überwiegend Arbeiter aus dem Raum Korbach – ergeht am 15. Oktober 1937. Mit 10 Jahren Zuchthaus trifft Schulz die mit Abstand höchste Strafe. Glück hat der Sozialdemokrat Martin Mast, Graveur bei der Conti. Irgendwann hätten seine Kasseler Verneh-mer verkündet, Schulz habe inzwischen alles zugegeben. „Das war ein Fehler“, meinte Mast 1986 in einem Inter-view. Denn er sei sich darin sicher gewesen, von einem Genossen wie Fritz niemals verraten zu werden. So leugnet Mast bei den Verhören weiter und kommt mit einem Jahr Freiheitsstrafe glimpflich davon.

Schulz dagegen hat im Zuchthaus Kassel eine nieder-schmetternde Einzelhaft. Die Zelle ist feucht. Ohne jedes Werkzeug muß er Schnüre oder Bindfäden aufknoten. Der Fraß wird ihm gekürzt. Frau und Kinder treffen ihn bei Besuchen eisgrau und verfallen an. Er kann ihnen zurau-nen, es setze in einem fort Prügel und Demütigungen. Er verliert das Gehör. So durchsteht er kaum die Hälfte seiner Gefängnisstrafe. Am 6. November 1942 stirbt Fritz Schulz – noch keine 50 Jahre alt.

Er liegt in Korbach begraben. Dort gibt es zum Beispiel eine Hermann-Brack- und eine Otto-Nord-Straße. Diese Leute waren stramme Parteigänger des „Dritten Reiches“. 1985 wollte die DKP auch Fritz Schulz mit einem Straßen-schild würdigen, wobei sie sich zuletzt sogar mit einer Werkstraße in der Conti begnügt hätte. Der Vorstoß wurde von Bürgermeister Wolfgang Bonhage (SPD) und der Conti-Werksleitung, Betriebsrat eingeschlossen, abge-bremst. Ein Jahr darauf ließ sich das Stadtparlament zu einem kleinen liegenden Gedenkstein auf Fritz Schulzens Grab herbei. Daß Schulz Kommunist war, wird darauf diskret verschwiegen.


Korbach

In seinem schon erwähnten, vielgelobten Standardwerk Korbach bringt es Wolfgang Medding fertig, sowohl den Streit zwischen den Stadtpfarrern Johannes Lycaula und Michael Jakobinus, die um 1550 die Fronten der Refor-mation in Korbach verkörpern, als auch die Verfolgung Korbacher Juden im „Dritten Reich“ auf jeweils rund zwei Seiten darzustellen. Die Geschehnisse sind von der Zeitspanne her vergleichbar. Nur daß der Streit zwischen Lycaula und Jakobinus weder ein brennendes Haus noch auch nur einen Erschlagenen gekostet hat. Wogegen von rund 150 Bürgern jüdischen Glaubens, die während des „Dritten Reiches“ in Korbach gemeldet waren, 60 ver-trieben und 52 in Konzentrationslager verschleppt worden sind. Nur sieben haben das KZ überlebt.

Auch in anderen Fragen beweist Stadthistoriker Medding eine niederschmetternde Gewichtung. Was wir seit Marx und Engels „soziale Frage“ nennen, hat Medding nie begriffen. Zur Einsicht ist es zu spät, denn es gibt in Kor-bach bereits eine Wolfgang-Medding-Straße. Der Geehrte sprach gern von seinem oder unserem deutschen Vater-land. Das große Ganze, das von selbstlosen Fürsten oder Bürgermeistern verkörpert wird, lag ihm am Herzen. Korbachs Wohltäter Dr. Paul Zimmermann räumt er – bei einem Gesamtumfang von 400 – allein anderthalb Seiten seiner Stadtgeschichte sowie ein großes Foto ein. Zimmer-mann war parteilos, stand aber den Sozialdemokraten nahe. Das Amt des Korbacher Bürgermeisters versah er lückenlos von 1927 bis 1945. Wie vielleicht nicht jeder weiß, wurden die Bürgermeister des „Dritten Reiches“ nicht gewählt, sondern von oben eingesetzt. Gewählt wurde Zimmermann „erst“ 1948 wieder – erneut ins Korbacher Bürgermeisteramt!

Zu Meddings 1955 erschienenen Geschichtsbuch schrieb er (als amtierender Bürgermeister) das Geleitwort. Man wird sich denken können, wie es ausfiel. Auch wird es kaum verblüffen, wenn Paul Zimmermann ebenfalls seine Ehrung im Korbacher Stadtbild gefunden hat. Neben einem Sportplatz wurde eine Schule für praktisch bildbare – oder: behinderte – Menschen nach ihm benannt. Eine schmerzende Geschmacklosigkeit oder Zynismus? Zu Zeiten, da Zimmermann als Bürgermeister eingesetzt und in eine schmucke braune SA-Uniform gesteckt worden war, pflegte man in solchen Fällen bekanntlich von „minderwertigen“ Menschen zu sprechen. Zehntausende von ihnen wurden in Deutschland umgebracht. Ließ Dr. Paul Zimmermann dies alles im Schlaf über sich ergehen? Verkroch er sich zu Hause hinterm Ofen, als Reichs-bauernführer Darré und der SS-Fürst Josias aus dem nahen Arolsen die Korbacher aufhetzten? Als Hans Frese (Bremsklötze am Siegeswagen der Nation, 1989) in der im Conti-Verwaltungsgebäude untergebrachten SS-Sport-schule krankenhausreif geschlagen wurde und Arbeiter wie Fritz Schulz (KPD) und Martin Mast (SPD) im Kerker verschwanden? Als die Korbacher Synagoge brannte?

Nach der 1988 vom Wiesbadener Hauptstaatsarchivar Wolf-Arno Kropat vorgelegten Untersuchung Kristallnacht in Hessen begannen die Pogrome in Kurhessen (und Magdeburg-Anhalt) nicht erst nach der Münchener Goebbels-Rede vom Abend des 9. November 1938, sondern bereits am Abend des 7. November. An diesem Abend wird die Kasseler Synagoge zerstört. Die Inszena-toren sind die Kasseler Gestapo und die Arolser SS – Josias grüßt. Dann wüten die Nazis in Bebra, Ziegenhain, Zierenberg und so weiter. Am Vormittag des 9. November fallen Arolser SS-Trupps bereits ins unweit von Korbach gelegene Städtchen Wolfhagen ein. Laut Kropat war es ein Kennzeichen der hessischen Pogrome, daß sie auch auf dem flachen Land tobten. 1989 machte sich eine Arbeits-gemeinschaft Spurensicherung mit der Broschüre Juden-verfolgung in Korbach sehr verdient, wenn auch nicht gerade beliebt. Zu den wenigen Korbacher Zeitzeugen, die sich der Arbeitsgemeinschaft gegenüber zu äußern wagen, zählt Gustav Plutz. „Die Stimmungslage war allein schon vom System her aufgeheizt. Die Jüngeren glaubten, die Juden seien ein Pestbeutel, der ausgerottet werden müsse. Denn so war die Jugend erzogen. Ähnlich war die Stim-mung, wenn die SA durch die Stadt zog und sang 'Ja, wenn das Judenblut am Messer spritzt, ja dann gehts nochmal so gut'. Dies läßt sich heute kaum noch beschreiben, weil es ein Unding ist. Aber dies ist geschehen, ich habe es selbst gehört. Und so ähnlich war auch die Situation bei der Synagoge ...“

Synagoge und Schulhaus der Korbacher Juden lagen im Schatten der mächtigen, schönen Kilianskirche in einer Gasse, die wohl nach einer dort ansässigen Familie „Tempel“ hieß und auch heute noch heißt. Die Kilians-kirche dürfte geschwiegen haben, als Synagoge und Schulhaus in Flammen aufgingen. Nach Plutz’ Bericht müssen sie zwischen 20.30 und 21.30 Uhr am Abend des 9. November angezündet worden sein, also noch immer vor Goebbels Münchener Hetzrede. In derselben Nacht kommt es zu gewalttätigen Übergriffen auf Wohnhäuser jüdischer BürgerInnen. Die ersten jüdischen Männer werden bereits nach Kassel oder Buchenwald verfrachtet. Die Zahl der Opfer nannte ich.

Immerhin wurde 1947 – Dr. Zimmermann war gerade abwesend, um sich von den Schrecken des „Dritten Reiches“ zu erholen – auf dem Korbacher Judenfriedhof ein schlichter Gedenkstein aufgestellt, der sie allesamt mit Namen nennt. Die Zunamen Mosheim, Weitzenkorn, Löwenstern, Goldberg, Straus dominieren. Und Katz. Derweil turnt der Trauerschnäpper durch die grünenden Eschen, die den verwunschenen Friedhof über der Eisenbahnschneise beschirmen. Den einen ein Leben für die Katz; den anderen die Weihen der Buchdeckel.


Goethes Fürze

Zwar versicherte Wolfgang Medding in seiner 1955 erschienenen Stadtgeschichte Korbach, in der nordhes-sischen Hansestadt sei Goethe nie gewesen. Der Vater der gegenteiligen Behauptung war wie so oft der Wunsch. Heimatforscher wie Hermann Genthe (1879) und auch noch Albert Leiß (1926) saßen einer Irreführung durch Korbacher Gymnasiasten auf, die sich später zu ihrem Streich bekannten. Sie hatten in eine Fensterscheibe des alten Korbacher Gasthofs Goldener Engel Goethes Namenszug nebst einem Hinweis auf dessen „Durchreise nach Weimar“ eingeritzt, wobei sie das Datum unvoll-ständig oder unleserlich ließen. Demnach stand Goethe schon bei diesen frühen Korbacher Gymnasiasten als Windbeutel in Verdacht, an dem sich noch zahlreiche wissenschaftlich orientierte oder um die Bedeutung ihres Provinznestes besorgte Gemüter aufblasen würden.

Damit zur jüngsten Nachhilfe. Wer immer vom Korbacher Bahnhof aus zur Nicolai- oder Kilianskirche schreitet, wird von einem großformatigen, wenn auch schmalen Buch angezogen, das im Schaufenster der Anzeigenannahme der Waldeckischen Landeszeitung ausliegt: Goethe in Korbach. Also doch? Wer das 1990 veröffentlichte Werk aus Sparsamkeitsgründen in der Korbacher Stadtbücherei einsieht, wird bald auf die Versicherung der Herausgeber stoßen, an Meddings Befund sei nicht zu rütteln. Als Bauernfänger bekennen sie sich allerdings lieber nicht. Sie argumentieren, Goethe halte sich insofern in Korbach auf, als sich im Archiv des Alten Landesgymnasiums vier Handschriften von ihm befänden.

„Handschriften“ – das riecht nach Sensation! Sie stammen aus dem Nachlaß des in Arolsen geborenen Schriftstellers Heinrich Stieglitz, der ein Zeitgenosse Goethes war. Es wird vermutet, Stieglitz bekam diese „Handschriften“ – deren Wörter keine zwei Bibelseiten füllen würden – von Johann Peter Eckermann geschenkt – vielleicht auch zugeschustert. Es handelt sich durchweg um stichwort-artige Auflistungen, an denen sich Goethe später beim Diktat seines Tagebuchs orientierte. Nach der Ausformu-lierung strich er die Stichworte jeweils durch – und Eckermann hätte die Notizblätter nach vollendetem Diktat eigentlich in den Ofen stecken können. So dumm war er aber nicht. Vielmehr dürfte er im Nebenberuf Reliquien-händler gewesen sein – zur Freude des Heinrich Stieglitz und der Herausgeber des Werkes Goethe in Korbach. Denn nur so konnten diese mit Hilfe der Tagebuchauf-zeichnungen und Briefe Goethes die Authentizität der durchgestrichenen Stichworte 1. beweisen und 2. gebüh-rend feiern.

Wer jedoch glaubt, hinter Goethes durchgestrichenen Stichworten stünden große Pläne jener Art, in ein paar schlichten dreihebigen Versen die Waldesruh zu besingen, Martin Walser den Weg nach Marienbad zu beschreiben oder Teil 5 des Dr. Faustus zu verfassen, liegt falsch. Vielmehr geben sie uns einen „faszinierenden Einblick“ in seinen Alltag – den wir allenfalls, sofern wir darauf erpicht sind, durch seine Tagebuchaufzeichnungen und Briefe erhalten. So führen uns die durchgestrichenen Stichworte den Geheimrat Goethe zum Beispiel als schnöden Wohnungsvermittler und Festorganisator vor. Um den Chemie-Professor Döbereiner nach Jena zu locken, hat Goethe seiner Ew. Hoheit dem Großherzog Karl August eine stattliche Villa für Döbereiners Unterbringung abgebettelt. Und für den 18. Dezember 1818 wird die russische Kaiserin in Weimar erwartet. Kein anderer als unser Dichterfürst hat ihren Empfang vorzubereiten. Freilich verfaßt er zu diesem Anlaß auch „ein großes, als Einzeldruck publiziertes Festgedicht“, das den Text zu einem Maskenzug „Bei allerhöchster Anwesenheit ihro Majestät der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna in Weimar 1818“ bilden wird ...

Maria in Weimar also; Korbach kriegt dafür Goethe. Das Werk umfaßt 60 Seiten. Um die Kleinkariertheit der Herausgeber wettzumachen, sind sie äußerst großzügig bedruckt; man kauft vor allem leichtgetöntes gediegenes Papier. Falls einem eine Handvoll längst durchgekauter Goethe-Fürze 10 Euro wert sind.


Xylothek

Der Göttinger Physikprofessor Lichtenberg sah um 1777 bereits das „Waldsterben“ voraus. Für den Fall des Falles schlägt er in seinen Sudelbüchern vor, eben mit Büchern zu heizen, bis die Wälder wieder nachgewachsen seien.

Carl Schildbach, ein Zeitgenosse Lichtenbergs in der nahe gelegenen Residenzstadt Kassel, machte die Bücher gleich aus Holz. Davon kann man sich durch einen Besuch des Kasseler Naturkundemuseums überzeugen. Nebenbei ist dieses Museum in Deutschlands ältestem Theatergebäude untergebracht, dem zwischen 1604 und 1606 unweit der späteren Karlsaue errichteten Ottoneum. Es wurde neulich mit Blick auf die Jahrtausendwende von Grund auf renoviert, wobei auch Schildbach zu einem neuen Kabinett kam. Schildbach stiehlt allem, was dort sonst noch geboten wird, ob Gänseblümchen oder Dinosaurier, die Schau. Sobald der Besucher seine Nase in das nur spärlich beleuchtete Kabinett steckt, wird er alarmiert schnüffeln. Sein erstaunter Blick wandert über die schimmernden Rücken der vielen Bücher, die sich in den umlaufenden Regalen zu befinden scheinen. Obwohl die Regale verglast sind, riechen diese Bücher förmlich nach verstaubter Kostbarkeit. Die Buchrücken wirken schimmlig, brüchig, fast wie verwittert. Ihre Farben spielen ineinander, vorwiegend zwischen Walnuß- und Kastanienbraun. Tritt der Besucher ehrfürchtig näher, kann er die hellen verblaßten Schildchen entziffern, die auf jedem Buch-rücken kleben. Sie wurden mit dem Federkiel zweisprachig (deutsch und lateinisch) beschriftet. Linde, Bergahorn, Seidelbast, Wildkirsche läßt sich da zum Beispiel lesen. Nun dämmert dem Besucher, daß jedes dieser Bücher vom Holz des Baumes oder Strauches ist, der ihm zum Titel verhalf.

Dabei hielt sich ihr Schöpfer durchweg an den Bauplan, die vordere Buchseite (den Schiebedeckel) aus Splintholz, die hintere aus Splint- und Kernholz mit Spiegeln, die obere aus Astquerschnitten, die untere aus Hirnholz und den Buchrücken aus der Rinde des betreffenden Gehölzes zu machen. Doch damit nicht genug. Hier und dort zeigt sich ein Buch auch quer bei herausgezogenem Schiebedeckel, sodaß wir das Gebinde in seinem Hohlraum bewundern können: zusammengestellt aus äußerst naturgetreuen plastischen Nachbildungen der Zweige, Blätter, Blüten, Früchte des Baums oder Strauchs. Sie wirken nahezu wie frisch gepflückt. Weitere Aufschlüsse lassen sich dem Beschreibungszettel entnehmen, den Carl Schildbach auf die Deckelinnenseiten seiner Holzbücher klebte. Man erfährt, welchen Boden das Gehölz bevorzugt, welche Borkenkäfer oder Schwämme wiederum dieses Gehölz lieben, selbst welche Hitze von einem Kubikzoll trockenen Holzes unter bestimmten, stets gleichen Verbrennungs-bedingungen entfesselt wird.

Nicht weniger als 546 Werke, die 441 Gehölzarten vor-führen, zeugen von Schildbachs Geduld und Ordnungs-liebe. Er stellte sie in den Dienst der Naturkunde, die er mit ähnlichem Fleiß studiert haben muß, während er zunächst (1771–86) Tiergarten- und Menagerie-Verwalter des in Kassel residierenden Landgrafen Friedrichs II., später Ökonomie-Direktor im Dienste des nachfolgenden Landgrafen Wilhelms IX. war. Ein schmaler Briefband des Freiherrn von Günderode preist Schildbachs Schaffen bereits 1781. Der offenbar schlecht entlohnte Schildbach wurde oft von gelehrten Herren besucht, die ihm nach der Besichtigung eine Art Eintrittsgeld in die Hand drückten. Mit Joachim Heinrich Campe zeigt sich 1785 sogar ein angesehener Schriftsteller und Verleger von diesen umschweiflos aus Holz gemachten Büchern beeindruckt, die einem das Pressen und Bedrucken von Papierbögen ersparten.

Allerdings schuf Carl Schildbach nicht die einzige, wahrscheinlich auch nicht die erste „Xylothek“, wie die Holz- oder Baumbibliotheken unter Fachleuten heißen. Man nimmt an, ihre Erfindung wurde von den neuen Klassifizierungen und Benennungen des schwedischen Naturforschers Carl von Linné (1707–78) angespornt. Nach Heinz Petersen (Bucheinbände, Graz 1988) sind sie sicher belegt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. In Deutschland haben sich mindestens fünf von ihnen erhalten, wobei die einzelnen Stücke zumeist in der Form zweier durch den Buchrücken verbundener, beweglicher Kastenhälften gearbeitet wurden. Schildbachs Xylothek mit den Schiebedeckeln gilt jedoch als die umfangreichste und bedeutendste deutsche Holzbibliothek. Der franzö-sische Botaniker Buffon, seit 1739 Direktor des Pariser Botanischen Gartens, hätte Schildbach gern dorthin berufen. Die russische Kaiserin Katharina II. bot Schildbach vergeblich 2.000 Goldtaler für seine Xylothek.

Als er sich schließlich um 1800 aus Altersgründen zum Verkauf gezwungen sieht, speist ihn Landgraf Wilhelm mit einer schmalen jährlichen Leibrente von 450 Talern ab. Allerdings hatte Schildbach selber betont, nie aus Erwerbstrieb gebüffelt und getüftelt zu haben, vielmehr um seiner Nachwelt „ein Andenken zu stiften“ – eben an ihn selbst. 1813, schon vier Jahre vor seinem Tod, wird Schildbach in Heinrich Füsslis Allgemeinem Künstler-lexikon wegen seines „ausgezeichneten Genies und ungeheueren Eifers zu einem der größten Naturhistoriker Deutschlands“ erklärt. Auch in Lichtenbergs Magazin für das Neuste aus der Physik erntet er ein Lob.

Einmal in Kassel, nimmt der Besucher am besten auch gleich die Neue Galerie mit. Sie wurde nur wenige Fußminuten vom Ottoneum entfernt in einem Sandstein-klotz untergebracht, gegen den das Schloß Wilhelmshöhe hübsch ist. Auf halber Höhe der Innentreppe wird der Besucher stirnrunzelnd Halt machen, um einen aus-ladenden Türrahmen zu mustern, der wie zugemauert wirkt. Statt auf Ziegelsteine blickt man auf die Seitenstöße unterschiedlichster Bücher. Diesmal liegen die Bücher quer. Sie sind oder waren tatsächlich aus Papier. Hubertus Gojowczyk verfugte sie mit Mörtel und nannte das Ganze Tür zur Bibliothek.

Vermutlich muß dieses Documenta-Überbleibsel von 1977 als scharfe Warnung vor dem Betreten von Bibliotheken aufgefaßt werden. Eine Begründung gibt der Künstler nicht. Behelfen wir uns mit Lichtenberg. Er notiert, die vielen vorzüglichen Bücher hätten leider den einen Nach-teil, „gewöhnlich die Ursache von sehr vielen schlechten oder mittelmäßigen“ zu sein.


Gerhard Fieseler

Er ist ein Landsmann von mir. Er starb 1987 mit 91 in Kassel. Freilich war er auch Erfolgsmann, was von mir nicht behauptet werden kann. Ergo hat Fieseler Straßen. Er hat Straßen in seinem Geburtsort Bergheim-Glesch (bei Köln), ferner in Zweibrücken und Gifhorn, zudem einen Weg in Baunatal bei Kassel, wo der vierrädrige Fortschritt zu Hause ist, ich sage nur Volkswagen. Dann gibt es noch ein verschämtes Sträßchen „Am Fieseler Werk“ in Lohfel-den bei Kassel und eine „Fieseler-Storch-Straße“ in Calden bei Kassel. Die Fuldametropole Kassel war Fieselers wichtigster „Standort“, wie so etwas heutzutage heißt.

Fieseler fuhr nicht; er flog und baute Flugzeuge. Von diesem Weg konnte ihn auch der Umstand nicht abbringen, daß er seinen ersten Absturz bereits bei der Pilotenprüfung hatte. Dafür überlebte er den Ersten Weltkrieg als „Tiger von Mazedonien“ (19 Abschüsse), um sich anschließend nur noch als Kunstflieger zu beteiligen. Die geballte Menschenjagd hatte eine Pause, Weimarer Republik genannt. Auch als Kunstflieger war Fieseler erfolgreich. Doch man wird ja nicht jünger, und so widmete er sich ab ungefähr 1930 dem Flugzeugbau. 1938 wiesen seine drei Werke in Kassel-Ost bereits rund 5.300 Beschäftigte auf, später wohl noch mehr, darunter selbstverständlich streckenweise auch viele Zwangs-arbeiterInnen. Ein Jahr früher war er von Reichsluftfahrt-minister Göring persönlich zum Wehrwirtschaftsführer ernannt worden. Prompt ließ sich Fieseler unmittelbar am Schloßpark Wilhelmshöhe eine Villa bauen, in der Kurhausstraße 9, vollendet 1939. Dann ging das Schießen und Bombardieren wieder los.

Erfreulicherweise (für ihn) konnte Fieseler seine Villa nach dem Zweiten Weltkrieg bald wieder beziehen, nahm doch die „Spruchkammer“ der „Rehabilitierungsmaschinerie“ (Wiederhold auf S. 274) 1949/50 alle bösen Vorwürfe von ihm und stufte ihn in der Gruppe der „Entlasteten“ ein. Wie so viele, Josias etwa, zeigte Fieseler keine Spur von Reue – aus der Sicht seiner Anwälte nur zurecht, war er doch lediglich widerstrebend in den Dienst des Faschismus getreten, ja im Grunde ein Widerstandskämpfer gewesen – und nicht etwa ein Nutznießer der faschistischen Aufrü-stungspolitik. Fieseler hatte Dutzende von „Persilscheinen“ vorgebracht; dafür waren plötzlich für ihn unangenehme Akten verschwunden. So nahm der reingewaschene „Werksführer“ 1951 auf altem Bettenhäuser Betriebsge-lände wieder die Produktion auf, diesmal allerdings nicht von Kampfflugzeugen oder selbstfliegenden Bomben, vielmehr von unverfänglichen Metallwaren wie Alumini-umfenster, Kleinmöbel und Lampen (bis 1958). Er hatte jetzt nur noch rund 100 Leute. In seiner Villa machte er außerdem ein Hotel auf, das bis 1966 bestand. Ob er auch selbst noch dort wohnte, und mit wem, sagt Wiederhold nicht. Als Greis litt Fieseler an Krebs. 1987 bekam der steinalte entlastete Träger des Pour le Mérite auf dem Kasseler Hauptfriedhof ein Begräbnis „mit allen militä-rischen Ehren“, wie Thorsten Wiederhold in seinem Buch mitteilt: Gerhard Fieseler – eine Karriere, Kassel 2003.

Um 1920 hatte Fieseler in seiner Eschweiler Druckerei (bei Aachen) seine künftige Ehefrau Helene kennengelernt. Den Betrieb schloß er 1926, um sich ganz dem Kunstflug zu widmen. Die Ehe wurde 1938 wieder geschieden. Das Paar hatte zwei Kinder, Sohn Manfred und Tochter Katharina, genannt Ina, die beide 1944 gestorben sein sollen. Trifft das zu, tippe ich auf Luftangriff, in welcher Stadt auch immer. Was das Scheidungsdatum angeht, trennten sich die Eheleute offensichtlich just während der Bauzeit der Wilhelmshöher Villa. Ob und wie andere Frauen in Helenes Fußstapfen (auf dem Perserteppich) traten, ist nirgends zu erfahren. Dasselbe gilt für die Scheidungsgründe. Vielleicht war der guten Helene ja Fieselers rücksichtsloser Opportunismus gegen den Strich gegangen. Ein Foto bei Wiederhold (S. 27) zeigt die kleine, etwas pausbäckige Dame mit Pelzkragen und Töchterchen 1934 in Kassel an der Seite ihres strahlenden Gatten, beide wiederum von schmunzelnden Hakenkreuzlern flankiert: Gauleiter (von Kurhessen) und Preußischer Staatsrat Karl Weinrich und Gaugeschäftsführer Bürckel. Fieseler war soeben als frischgebackener Kunstflugweltmeister aus Paris heimgekehrt. Mit diesem Titel beendete er seine künstlerische Karriere.

Unseligerweise hieß die Mutter meiner Mutter Hannelore, meine Großmutter also, ebenfalls Helene. Diese Helene hatte so wie wahrscheinlich Helene Fieseler und ganz gewiß Millionen andere im Zweiten Weltkrieg Blutzoll zu zahlen, indem sie ihren ältesten Sohn „im Felde“ verlor. Außerdem wurde sie ausgebombt – zufällig in Kassel-Ost, wo es leider nicht nur Mietshäuser, sondern auch Waffen-schmieden gab. Beide Vorfälle verstärkten eine wohl ererbte Veranlagung zum „Nervenleiden“ beträchtlich. Dafür machte, soweit ich zurückdenken kann, in meiner Familie niemals einer Gerhard Fieseler verantwortlich. Den Namen kannte ich gar nicht, auch nicht von meiner vorübergehenden Gymnasialzeit her. Hätte man wenigstens meinen Großvater Heinrich verantwortlich machen sollen? Lieber nicht. Der Volksschullehrer war pflichtbewußt mit in den Krieg gezogen und kehrte als angesehener Hauptmann einer Brückenbaukolonne zurück, die zuletzt auf dem Balkan tätig gewesen war. Möglicherweise war er, im Gegensatz zu Fieseler, wirklich „nur“ ein sogenannter Mitläufer gewesen. Der jüngere Bruder meiner Mutter behauptet sogar, Hauptmann Heinrich V. habe auf dem Balkan zuletzt einen Befehl verweigert, DorfbewohnerInnen „vergeltungsweise“ erschießen zu lassen, als Vergeltung für die ständigen Übergriffe frecher einheimischer Partisanen. Durch das Chaos des deutschen Rückzugs sei er dem „Kriegsgericht“, also wohl seinerseits dem Erschossenwerden entgangen. Heinrich war fromm. Gott hatte ihn hineingeritten, und dann riß ihn Gott wieder heraus.

Um 1990 warf ich in Berlin, wo ich mich die letzten Jahre als Aktmodell über Wasser gehalten hatte, das Handtuch. Ich hatte zunehmend mit verschwommenen Ängsten zu kämpfen und sah mich bereits auf der Schwelle zu Bonnies Ranch in Reinickendorf, einer sogenannten Nervenklinik. Aber soll ich das ebenfalls, wie im Falle meiner Groß-mutter, auf eine ungünstige Veranlagung schieben? Es war Pech, jawohl. Es war Erfolglosigkeit, Niederlage, Bankrott. Ich war um 40 und war nichts geworden. Damals ergriff ich die übliche Alternative zur Irrenanstalt: ich flüchtete mich in den Schoß der Heimat und unter die Schürze meiner Mutter. Die Zugfahrt war ein Horror, ich wurde ausschließlich von Unruhe und Wahngebilden begleitet. Kaum in die Wohnung meiner Mutter eingetreten, brach ich zusammen. Ich kniete vor einem Sessel und klopfte mit der Stirn das Polster – wurde von einem regelrechten Heulkrampf geschüttelt und stammelte dabei wohl auch schon Worte in dem genannten Sinne: ich sei gescheitert, ein Versager, es hätte alles keinen Zweck mehr und so weiter.

Offenbar gelang es meiner Mutter, mich zu beruhigen. Wie, könnte ich nicht mehr sagen. Aber von ihrer Liebe einmal abgesehen, war sie auch gewissermaßen vom Fach, das half ihr vielleicht. Ursprünglich Geschiedene, Schreibkraft, Altenpflegerin und dann Krankenschwester, hatte sie sich noch weiter fortgebildet, um zuletzt ein Wohnheim für „Geistigbehinderte“ zu leiten. Zufällig lag es in der oben erwähnten Kurhausstraße, nur nicht in Nr. 9, Fieselers Villa, sondern noch näher zum Schloßpark hin. Es war eine Einrichtung, die man landläufig „gemein-nützig“ nennt. Allerdings dürfte auch Fieseler davon überzeugt gewesen sein, er habe stets, ob als Kampfflieger, Flugzeugbauer oder Hotelier, dem Gemeinwohl gedient. Und dafür hat er eben die eingangs genannten Straßen und das Begräbnis „mit allen militärischen Ehren“ bekommen. Meine Mutter wurde vor einigen Jahren, wohl ihrem Wunsch gemäß, schlicht verbrannt und verscharrt. Ihre Urne steckt unter einer Rasenfläche für „anonym“ Bestattete.
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